Verschaffen Sie sich einen Überblick über die neuesten Entwicklungen auf dem Devisenmarkt und antizipieren Sie Schwankungsrisiken.
Bankenkrise
Wir befinden uns nicht im Jahr 2008. Es geht nicht um Bear Stearns. Dennoch gibt die Lage im US-amerikanischen Bankensektor noch immer Anlass zur Sorge. Auch in den kommenden Monaten und Quartalen wird es zu Zusammenbrüchen von Banken kommen. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen wird. In den 1980er Jahren hatte die Konkurswelle bei US-Sparkassen kein derartiges Szenario zur Folge. Allerdings ist das Risiko heute viel höher als noch vor zwei oder drei Monaten. Die Entwicklung der US-Banken wird in diesem Jahr der wichtigste Indikator für die Entwicklung der Finanzmärkte, insbesondere aber der Währungen sein.
EUR/USD
Höchststand: 1.1130 Tiefststand: 1.0891 Veränderung: +0.54%
Die US-Notenbank hat nach der Anhebung ihrer Leitzinsen um 25 Basispunkte eine Pause in ihrem Straffungszyklus angekündigt. Umgekehrt bestätigte die Europäische Zentralbank die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen (voraussichtlich im Juni) zur Bekämpfung der Inflation. Der Zinsabstand zwischen den USA und Europa dürfte logischerweise dem Euro zugutekommen. Doch muss sich die Einheitswährung erst einmal dauerhaft aus dem Bereich um 1,10 befreien. Wir gehen davon aus, dass die im ersten Quartal markante Unterperformance des US-Dollars auf kurze Sicht aufgrund der Sorge um den US-Bankensektor anhalten wird.
EUR/GBP
Höchststand: 0.8933 Tiefststand: 0.8744 Veränderung: +0.01%
Auffällig in Bezug auf das britische Pfund ist seine Entwicklung, die völlig losgelöst von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Vereinigten Königreichs verläuft. Angesichts einer Staatsverschuldung, die sich in nur zwei Jahren auf 12% des BIP verdoppelt hat – mehr als in jedem anderen Land der Eurozone – deutet alles darauf hin, dass in Großbritannien in Kürze schwierige Haushaltsentscheidungen anstehen. Mit anderen Worten: Sparmaßnahmen scheinen unvermeidbar. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass dies die britische Währung beeinflussen wird. Wir erwarten kurzfristig wenig Aktivität beim EUR/GBP-Währungspaar, das wie seit Jahresbeginn in einer Spanne zwischen 0,87 und 0,90 oszillieren dürfte.
GBP/USD
Höchststand: 1.2585 Tiefststand: 1.2353 Veränderung: +0.61%
Im ersten Quartal hat sich der US-Dollar abgeschwächt. Es ist davon auszugehen, dass das zweite Quartal ähnlich schlecht ausfallen wird. Die Kombination aus der US-Bankenkrise und geldpolitischer Pause wird den US-Dollar weiter belasten. Dies ist eine gute Nachricht für das britische Pfund, das gegenüber dem USD eindeutig im Aufwärtstrend liegt. Das GBP/USD-Paar könnte demnächst die Schwelle von rund 1,27 erreichen, sofern die wirtschaftliche und finanzielle Situation stabil bleibt. Die Sitzung der Bank of England in der nächsten Woche wird voraussichtlich kein Game-Changer werden (der Markt erwartet eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte).
EUR/CNH
Höchststand: 7.6860 Tiefststand: 7.4676 Veränderung: +1.35%
Das EUR/CNH-Paar liegt im Aufwärtstrend. Dies ist seit Anfang des Jahres der Fall, und angesichts der unerwartet schlechten Leistung der chinesischen Wirtschaft nach der Covid-Pandemie ist es logisch, dass Peking zur Ankurbelung des strategisch wichtigen Exportsektors eine schwache Währung anstrebt. Ergänzend dazu hat die Zentralregierung die Provinzen aufgefordert, Exportunternehmen mit Subventionen zu unterstützen. Die Kombination aus schwacher Währung und Subventionen sorgt für starke Handelsbilanzwerte: So lagen die Exporte im März weit über den Erwartungen. Mittelfristig wird das Währungspaar EUR/CNH voraussichtlich wieder in den Bereich um 7,80 zurückkehren.
EUR/CHF
Höchststand: 0.9912 Tiefststand: 0.9745 Veränderung: -1.24%
Beim Währungspaar EUR/CHF gibt es keine Überraschung. Seit Anfang des Jahres liegt es in einem klaren Abwärtstrend (Rückgang um 1,33% seit Januar). Solange es unter der Parität liegt, und das ist derzeit eindeutig der Fall, besteht keine Möglichkeit einer Trendwende. Der aktuelle Trend spiegelt vor allem einen starken CHF wider. Der Devisenmarkt geht davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank ihre geldpolitische Straffung länger fortsetzen wird als die Europäische Zentralbank, obwohl der Inflationsdruck in der Eidgenossenschaft niedriger ist. Ansonsten verleiht die Risikoaversion infolge der US-Bankenkrise dem Schweizer Franken sicherlich auch etwas Unterstützung.
EUR/CAD
Höchststand: 1.5112 Tiefststand: 1.4623 Veränderung: +1.65%
Nichts Neues zu vermelden. Das Währungspaar EUR/CAD tendiert weiterhin fest (+2,86% seit Jahresbeginn). Grund für den Rückgang des kanadischen Dollars ist sowohl die geldpolitische Pause der Bank of Canada (eine der ersten großen Zentralbanken, die sich für diese Lösung entschieden hat) als auch der Einbruch des Ölpreises pro Barrel. Der Neustart der chinesischen Wirtschaft hat entgegen ursprünglichen Erwartungen keinen besonderen Nachfrageboom ausgelöst. Die Anleger korrigieren ihre Ölpreisprognosen nach unten – ein Jahresendziel von 100 USD scheint unerreichbar zu sein –, was auch für den kanadischen Dollar von Nachteil ist.
EUR/AUD
Höchststand: 1.6786 Tiefststand: 1.6165 Veränderung: +1.04%
Die Überraschung kam im April von der Reserve Bank of Australia (RBA). Zum Jahresbeginn fuhr die RBA einen sehr aggressiven geldpolitischen Kurs, d.h. sie befürwortete drastische Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation. In der Folge wich sie davon ab, da sie die Stabilität des Arbeitsmarktes nicht gefährden wollte. Die Analysten gingen davon aus, dass es damit genug war und hatten sich daher auf eine Pause im Straffungszyklus eingestellt. Doch die Zentralbank erwischte den Markt auf dem falschen Fuß und hob ihre Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte an. Dies verlieh dem australischen Dollar vorübergehend Auftrieb, wenngleich der Basistrend für den Euro noch immer günstig ist (Anstieg des Währungspaares EUR/AUD um 1,04% in einem Monat). Klar ist, dass auf die RBA nun kein Verlass mehr ist: Mit weiteren geldpolitischen Kehrtwenden muss gerechnet werden. Derartige Entwicklungen verabscheut der Markt, denn sie lösen großen Volatilitätsausschläge aus.
EUR/JPY
Höchststand: 151.62 Tiefststand: 142.55 Veränderung: +3.32%
Bei vielen Währungspaaren sind keine nennenswerten Veränderungen des Trends zu beobachten. Dies gilt auch für EUR/JPY. Der Aufwärtstrend ist eindeutig etabliert und es ist nur schwer auszumachen, wie sich daran etwas ändern könnte. Im letzten Monat erreichte EUR/JPY ein Zehnjahreshoch bei 151,62. Solange die Bank von Japan an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhält – und das wird wahrscheinlich noch mindestens ein Jahr, wenn nicht sogar anderthalb Jahre bis zum Abschluss ihrer strategischen Überprüfung der Fall sein – ist es unwahrscheinlich, dass sich der Markt wieder Kaufpositionen im japanischen Yen aufbauen wird. Für das Währungspaar gibt es nur eine Richtung: nach oben. Eine unerwartete Zunahme der Risikoaversion könnte dem Yen natürlich Auftrieb verleihen, dann aber nur vorübergehend.
EUR/HUF
Höchststand: 380.22 Tiefststand: 369.85 Veränderung: -0.92%
Bei ihrer letzten geldpolitischen Sitzung schlug die ungarische Zentralbank einen etwas moderateren Ton an. Dies wird jedoch an der Situation nichts ändern. Die Attraktivität des HUF ist intakt, vor allem für Carry-Trade-Strategien. Anleger auf der Suche nach Renditequellen können eine Arbitrage vornehmen, denn die Zinssätze in Ungarn sind eindeutig viel attraktiver als in jedem anderen Land der Region. Dieser grundlegende und nachhaltige Faktor wird den Kurs des HUF nach stützen. Auf kurze Sicht könnte es zu einer Stabilisierung des EUR/HUF-Paares um 370 kommen, aber man schließt auch einen stärkeren Rückgang nicht aus (unser früheres Kursziel von 355 bleibt vorerst unverändert).
USD/HUF
Höchststand: 346.9 Tiefststand: 336.93 Veränderung: -1.96%
Der Devisenmarkt wird sich angesichts der leicht moderateren Rhetorik der ungarischen Zentralbank voraussichtlich nicht großartig ändern. Die schnelle Abwertung des USD/HUF dürfte anhalten (Rückgang um fast 9% seit Jahresbeginn). Falls die globale Risikoaversion nicht erneut zunimmt, suchen die Anleger nach Renditequellen, und Ungarn könnte in dieser Hinsicht eine interessante Zone sein. Seit dem ersten Quartal ist ein klarer Trend zu beobachten: Kapitalströme aus den USA fließen wieder nach Europa (und damit auch nach Ungarn). Solange dieses Phänomen anhält, ist eine nachhaltige Erholung des US-Dollars gegenüber dem Forint ausgeschlossen.
Wirtschaftskalender
DATUM | WÄHRUNG | EREIGNIS |
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