Unsere Experten analysieren für Sie die neuesten Entwicklungen auf dem Devisenmarkt und liefern Ihnen ihre Prognosen für den kommenden Monat.
Es ist kompliziert
Ökonomen ziehen gerne die Zahnpastatube (oder wahlweise die Ketchupflasche) als Vergleich heran, wenn es um Inflation geht: Ist die Teuerung erst einmal in alle Bereiche der Wirtschaft vorgedrungen, lässt sie sich nur schwer wieder zurückdrängen - genau das erleben wir derzeit. Die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) verharrt auf beiden Seiten des Atlantiks auf hohem Niveau. Im Euroraum ist diese Entwicklung vielleicht noch beunruhigender, weil hier noch nicht mal eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gekommen ist. Dies bedeutet, dass die Zentralbanken in den kommenden Monaten vor schwierigen Entscheidungen stehen. Der Preis des Geldes wird weiter steigen. Bei den Wechselkursen könnte dies zu einer Rückkehr der Volatilität führen (wozu auch die zunehmende Unsicherheit über die Geldpolitik und die weitere Inflationsentwicklung beitragen dürfte).
EUR/USD
Höchststand: 1,1002 Tiefststand: 1,0535 Veränderung: -1,93%
So kurz, so gut. Der EUR/USD-Kurs befindet sich in einem kurzfristigen Abwärtstrend. Nach dem starken Anstieg zu Jahresbeginn war dies zu erwarten. Kommt es zu einer extremen Positionierung am Devisenmarkt (in diesem Fall beim Kauf), ist anschließend mit einer Gegenbewegung zu rechnen. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass der Euro mittelfristig noch Aufwertungspotenzial hat, zumal die Inflationsdynamik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu weiteren Leitzinserhöhungen zwingen wird. Wir gehen davon aus, dass der Leitzins bis zum Sommer auf 4% angehoben wird. Sollte die Inflation nicht zurückgehen, könnte der Leitzins sogar noch weiter steigen. Da sich die Eurozone noch nicht in einer Rezession befindet, hat die EZB einen gewissen Zinsspielraum.
EUR/GBP
Höchststand: 0,8980 Tiefststand: 0,8788 Veränderung: +1,08%
Die Grundstimmung für EUR/GBP bleibt bullish. Das britische Pfund hat sich jedoch als sehr widerstandsfähig erwiesen. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass sich die britische Wirtschaft besser als erwartet entwickelt. Die Rezession dürfte schwächer ausfallen als befürchtet ( der Konsens erwartet für dieses Jahr einen Rückgang des BIP um 0,6%). Eine Minderheit der Analysten hält es sogar für möglich, eine Rezession knapp zu vermeiden, wenn die Energiepreise weiter fallen. Dies betrifft uns jedoch nicht. Die Geldpolitik ist derzeit kein besonders differenzierender Faktor für EUR/GBP. Wir bleiben bei unserem Kursziel von 0,90. Mittelfristig dürfte ein höherer Kurs schwierig werden.
EUR/JPY
Höchststand: 145,47 Tiefststand: 139,56 Veränderung: +2,39%
Beim Währungspaar EUR/JPY ist es schwierig, nicht long zu gehen. Der neue Gouverneur der Bank of Japan, der sein Amt offiziell im nächsten Monat antreten wird, hat Hoffnungen auf eine mögliche Straffung der Geldpolitik gedämpft. Er kündigte an, den Ansatz seines Vorgängers fortzusetzen, und wies insbesondere darauf hin, dass die von ihm geplante strategische Überprüfung der Geldpolitik mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen könnte. Mit anderen Worten: Wenn es keine Überraschung in letzter Minute gibt, dürfte die Geldpolitik in Japan bis mindestens April 2024 extrem locker bleiben. Für den japanischen Yen ist dies natürlich sehr negativ. Die Währung leidet nachhaltig unter der hohen Zinsdifferenz zwischen Japan und dem Rest der Welt.
EUR/CHF
Höchststand: 1,0035 Tiefststand: 0,9846 Veränderung: -0,30%
Im Monatsvergleich ist der Trend für EUR/CHF rückläufig (-0,30%) - dies entspricht unseren Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf. Wir gehen davon aus, dass sich der CHF besser entwickeln wird als der Euro, da die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine restriktivere Geldpolitik verfolgen wird als die EZB. Unser mittelfristiges Ziel für das Währungspaar liegt bei 0,96. Sehr kurzfristig dürfte sich EUR/CHF weiterhin nahe der Parität bewegen, wie dies bereits seit einigen Wochen der Fall ist. Es stehen keine besonderen Ereignisse an, die sich auf die Parität auswirken könnten (z.B. ist die erwartete Leitzinserhöhung der EZB im März um 50 Basispunkte bereits eingepreist).
EUR/CAD
Höchststand: 1,4619 Tiefststand: 1,4243 Veränderung: +0,07%
Unser EUR/CAD-Szenario bleibt unverändert. Die fehlende kurzfristige Aufwärtsdynamik beim Ölpreis sowie die Aussicht auf eine Zinspause in Kanada belasten den CAD mittelfristig. Wir gehen davon aus, dass der Ölpreis ab der zweiten Jahreshälfte (getrieben durch die chinesische Nachfrage) deutlich anziehen wird. Dies wird dem CAD sicherlich helfen. Bis dahin ist die Situation für EUR/CAD günstig. Aktuell liegt er bei 1,44-1,45. Kurzfristig ist ein schneller Anstieg auf über 1,46 und damit über die Jahreshochs wahrscheinlich. Der Markt ist long (Käufer dominieren).
EUR/AUD
Höchststand: 1,5768 Tiefststand:1,5354 Veränderung: +2,77%
Im Februar überraschte die Reserve Bank of Australia den Devisenmarkt mit der Ankündigung einer Zinspause. Dies löste in der Folge einen massiven Abverkauf bei EUR/AUD aus. Seitdem hat das Währungspaar jedoch wieder zu seinem Aufwärtstrend zurückgefunden und konnte im Februar ein deutliches Plus von 2,77% verzeichnen. Langfristig dürfte der AUD aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtung beider Länder von der Wiedereröffnung Chinas profitieren. Kurzfristig dominieren bei EUR/AUD jedoch eindeutig die Käufer den Markt, was uns zu der Annahme veranlasst, dass die Aufwertungsbewegung noch nicht abgeschlossen ist.
EUR/CNH
Höchststand: 7,4036 Tiefststand: 7,2618 Veränderung: +0,45%
In China stehen die Zeichen auf Erholung, wie die jüngsten PMI-Daten für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor zeigen. Das sind gute Nachrichten. Wir gehen davon aus, dass China in diesem Jahr ein BIP-Wachstumsziel von 5,5 Prozent bekannt geben wird. Dies ist ehrgeizig und wird mit einer erneuten Ausweitung der Stützungsmaßnahmen für den Immobiliensektor und auch für den Exportsektor einhergehen. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass China weiterhin versuchen wird, seine Währung abzuwerten. Unserer Ansicht nach wird der EUR/CNH-Kurs in diesem Jahr seinen Höchststand bei 8,00 erreichen. Die chinesische Regierung hat in Zeiten des Aufschwungs stets auf einen schwachen Wechselkurs gesetzt und - z.B. durch Erleichterungen bei der Kreditvergabe - den Immobiliensektor gestützt.
EUR/HUF
Höchststand: 395,99 Tiefststand: 373,39 Veränderung: -3,95%
Der Februar brachte für den HUF nichts Neues. Die ungarische Zentralbank setzte ihre Geldpolitik unverändert fort und beließ den Leitzins bei 13%. Daran dürfte sich auch bei der nächsten Sitzung am 28. März nichts ändern. In ihren jüngsten Mitteilungen kündigte die Zentralbank an, dass sie sich vor einer Zinsentscheidung Zeit nehmen werde, um die Wirtschaftslage angesichts des Eintritts in eine technische Rezession und der nach wie vor hohen Inflation gründlich zu analysieren. Möglicherweise wird die Zentralbank erst im Juni wieder an der Zinsschraube drehen. Die abwartende Haltung der ungarischen Notenbank ändert aus unserer Sicht nichts an der Situation für den HUF. Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich der Forint bis 2023 besser als der Euro entwickeln wird. Dies wird derzeit auch vom Markt so gesehen, denn EUR/HUF ist seit Jahresbeginn um mehr als 6 % gefallen. Wir wären nicht überrascht, wenn das Währungspaar langfristig in den Bereich von 350 zurückkehren würde.
USD/HUF
Höchststand: 370,09 Tiefststand: 349,50 Veränderung: -2,65%
Die Geldpolitik ist derzeit ein wichtiger Faktor für die Kursentwicklung der USD-Paare. Entscheidend sind die Kapitalströme. Wir beobachten seit Jahresbeginn, dass Investoren ihr Kapital aus dem US-Markt, der Ende 2022 noch als sicherer Hafen galt, abziehen und in Märkte umschichten, die als risikoreicher gelten und daher in der Regel höhere Renditen bieten. Das gilt natürlich auch für Ungarn, wo der Leitzins derzeit bei 13 Prozent liegt. Auch viele andere europäische Länder profitieren von dieser Entwicklung. Wir erwarten, dass die Schwäche des US-Dollars bis in den März und vielleicht sogar darüber hinaus anhält. Das begünstigt den HUF.
Wirtschaftskalender:
Datum | Währung | Ereignis |
02/03 | EUR | Inflationszahlen der Eurozone im Februar (erste Schätzung) |
07/03 | AUD | Notenbank-Sitzung zur Geldpolitik |
10/03 | USD | US-Beschäftigungszahlen im Februar |
14/03 | USD | US-Verbraucherpreisindex für Februar |
16/03 | EUR | Notenbank-Sitzung zur Geldpolitik |
21/03 | EUR | ZEW-Index der Konjunkturerwartungen für Deutschland im März |
22/03 | HUF | Notenbank-Sitzung zur Geldpolitik |
28/03 | HUF | Notenbank-Sitzung zur Geldpolitik |
29/03 | GBP | Notenbank-Sitzung zur Geldpolitik |
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