Verschaffen Sie sich einen Überblick über die neuesten Entwicklungen auf dem Devisenmarkt und antizipieren Sie Schwankungsrisiken.
Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange
Jedes Jahr treffen sich die großen Währungshüter der Welt in Sintra, einer mittelgroßen Stadt in Portugal, die für wunderschöne Schlösser und eine atemberaubende Umgebung bekannt ist – ein idealer Ort für die Reflexion über die Zukunft der Welt und der Geldpolitik. In der Regel bringt dieses Treffen keine einschneidenden Erkenntnisse, doch dieses Jahr bestätigt die Ausnahme die Regel. Die Botschaft der Zentralbanker war absolut eindeutig: Die Welt nach der Covid-Pandemie ist komplizierter geworden, Korrelationen, die in der Vergangenheit die Regel waren, sind außer Kraft und die Inflation ist ein Dauerzustand. Der Preis des Geldes muss deshalb deutlich steigen. Wir müssen uns daran gewöhnen: Der Zinserhöhungszyklus ist noch nicht zu Ende.
Das Währungspaar des Monats
EUR/CNH
Höchststand: 7.9483 Tiefststand: 7.5854 Veränderung: +4.10%
Ein anderes Phänomen ist schon fast zur Gewohnheit geworden: die häufigen und starken Ausschläge des chinesischen Yuan, den man im Auge behalten sollte. In der letzten Woche intervenierten die chinesischen Staatsbanken ganze drei Mal auf dem Onshore- und Offshore-Markt (in China gehandelter Yuan bzw. außerhalb Chinas gehandelter Yuan) mit dem Ziel, Dollar zu verkaufen und so die Abwertung des Yuan einzudämmen. Bisher hatte dies keine direkten Auswirkungen auf das Währungspaar EUR/CNH, das weiter im Aufwärtstrend liegt. Allerdings kann man sich nun die berechtigte Frage stellen, ob Peking tatsächlich einen schwachen Wechselkurs anstrebt, um seine Währung anzukurbeln. Der Yuan wird somit in diesem Sommer für einige Überraschungen sorgen.
EUR/USD
Höchststand: 1.1085 Tiefststand: 1.0737 Veränderung: +1.64%
Der Euro nimmt Fahrt auf, doch den Ball hat der US-Dollar. Dass irgendein Katalysator den Euro wieder in Richtung seiner jüngsten Höchststände um 1,1250 befördert, ist unwahrscheinlich. Dagegen sind die Rahmenbedingungen für den US-Dollar eher günstig. Die Währung erhält Auftrieb, weil der Markt die Hartnäckigkeit der Inflation – und folglich die Notwendigkeit von Leitzinsanhebungen – unterschätzt hat. Unterschätzt hat er auch die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft, sodass die Gefahr einer Rezession noch nicht unmittelbar droht. Hinzu kommt, dass der Dollar für Carry-Trade-Strategien, die Leitzinsunterschiede zwischen den verschiedenen Wirtschaftsräumen nutzen, wieder hoch attraktiv geworden ist. Somit spricht alles für einen Anstieg des Greenback.
EUR/GBP
Höchststand: 0.8677 Tiefststand: 0.8517 Veränderung: -0.35%
Die langfristige Tendenz geht weiterhin zu 0,8400. Der breite Konsens geht davon aus, dass das Pfund Sterling in den kommenden Monaten eine bessere Performance erzielen wird als der Euro, da die Bank of England ihre Zinsen kräftig anheben muss. In Großbritannien entwickelt sich die Inflation weitgehend zu einem strukturellen Phänomen, und aus der Vergangenheit wissen wir, dass nur eine entschlossene Intervention an der Zinsfront die Rückkehr zur Normalität ermöglichen kann. Für das Pfund Sterling stellt dies einen wesentlichen Stützfaktor dar.
GBP/USD
Höchststand: 1.2852 Tiefststand: 1.2327 Veränderung: +1.69%
Das Währungspaar oszilliert derzeit im Bereich um 1,26. Solange der GBP/USD nicht über den Bereich bei 1,27 zurückkehrt, dürfte die Marktkonsolidierung anhalten. Längerfristig hat der Aufwärtstrend Bestand, zumal die Bank of England kaum eine andere Wahl hat, als ihre Geldpolitik stärker als erwartet zu straffen, was einen eindeutigen Stützfaktor für das Pfund Sterling darstellt.
EUR/CHF
Höchststand: 0.9823 Tiefststand: 0.9688 Veränderung: +0.47%
Man sollte sich nicht zu früh freuen: Die Erholung des Euro im Monatsverlauf wird wohl nicht von Dauer sein. Institutionelle Investoren sind noch immer short im EUR/CHF, mit einem Zielkurs von etwa 0,96. Zudem bestätigte die Schweizer Nationalbank, die ihren Leitzins im Juni um 25 Basispunkte erhöht hat, dass zur Bekämpfung der Inflation in den kommenden Monaten weitere Anhebungen notwendig seien. Sie will nicht den gleichen Fehler wie andere Notenbanken begehen, die zu lange mit der Inflationsbekämpfung gezögert hatten und deshalb mit einem Preisauftrieb konfrontiert sind, der sich inzwischen zu einem teilweise strukturellen Problem ausgewachsen hat. All dies stellt einen entscheidenden Stützfaktor für den Schweizer Franken dar.
EUR/CAD
Höchststand: 1.4614 Tiefststand: 1.4290 Veränderung: -0.87%
Der Wind dreht sich. Der Markt hat begonnen, Kaufpositionen im kanadischen Dollar aufzubauen, weil die Rhetorik der Bank of Canada restriktiv ist, was für eine länger anhaltende geldpolitische Straffung spricht, und weil die kanadische Wirtschaft eine hohe Abhängigkeit von der soliden Nachfrage der US-Wirtschaft aufweist. Der Ölpreis pro Barrel ist reicht jedoch noch nicht aus, um die kanadische Währung zu stützen – er oszilliert noch immer in einer engen Spanne, die weit von den Grenzwerten der Analysten entfernt ist. Ob Kaufpositionen im kanadischen Dollar nachhaltig sind, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Kurzfristig ist jedoch eindeutig Abwärtspotenzial beim EUR/CAD vorhanden.
EUR/AUD
Höchststand: 1.6554 Tiefststand: 1.5877 Veränderung: -0.43%
Das Ereignis dieser Woche ist die Sitzung der Reserve Bank of Australia (RBA). Sehr wahrscheinlich wird sie beschließen, ihren Leitzins unverändert bei 4,1% zu belassen. Auf ihrer Sitzung im Juni hatte die EZB eine Anhebung ihres Leitzinses beschlossen, da die Inflation im April unerwartet stark angestiegen war. Die Mai-Daten deuten dagegen eher auf eine rückläufige Inflation hin – von 6,8% auf 5,6% jeweils im Vorjahresvergleich. Dies ist natürlich ein starkes Argument für eine kurze Zinspause. Doch hat die RBA ihre Straffung sicherlich noch nicht abgeschlossen. Voraussichtlich wird mindestens noch eine weitere Zinserhöhung im September geben, wenn die Inflationsrate für Juli vorliegt. Sie dürfte aufgrund des explosionsartigen Anstiegs der Strompreise um +20% in einem Jahr wieder anziehen. Und dann wird sich der gestiegene Strompreis in den Inflationsdaten niederschlagen.
EUR/JPY
Höchststand: 158,01 Tiefststand: 148,59 Veränderung: +4.71%
Der Aufwärtstrend ist ungebrochen. Der Höhenflug des Euro gegenüber dem japanischen Yen hält an, da die Bank of Japan – anders als die anderen Notenbanken – ihre ultralockere Geldpolitik fortsetzt. Allerdings wird die Schwäche des Yen zunehmend zu einem Ärgernis für die japanischen Währungshüter. Es ist daher nicht auszuschließen, dass diese Verärgerung kurzfristig zu direkten Interventionen am Devisenmarkt führt (wie im September 2022). Diesen Sommer ist daher Wachsamkeit geboten.
EUR/HUF
Höchststand: 376,86 Tiefststand: 367,63 Veränderung: +0.36%
Der momentane Normalisierungsprozess der ungarischen Geldpolitik wird sich voraussichtlich fortsetzen. Im Juni senkte die Zentralbank ihren Leitzins um 100 Basispunkte auf 16%. Im September könnte er bei 13% stehen. Wie immer sah der Markt die Baisse des HUF nach der Zinssenkung als eine Gelegenheit, Kaufpositionen in der ungarischen Währung aufzubauen. Trotz des begonnenen Zinssenkungszyklus ist der HUF für Carry-Trade-Strategien, die Zinsunterschiede zwischen den verschiedenen Wirtschaftsräumen nutzen, immer noch sehr attraktiv. Im Verlauf des Sommers dürfte das Währungspaar überwiegend in einer Spanne zwischen 368 und 378 oszillieren.
USD/HUF
Höchststand: 348,29 Tiefststand: 335,56 Veränderung: -0.85%
Der Devisenmarkt ist sich nicht sicher, in welche Richtung der US-Dollar in den kommenden Monaten gehen könnte. Der Analystenkonsens geht davon aus, dass der US-Dollar ab dem Herbst einen Abwärtszyklus beginnt (was den Rückgang der Währung gegenüber dem HUF im Juni zum Teil erklärt), doch ist dies keineswegs sicher. Denn die Markterwartungen beruhen darauf, dass sich die US-Wirtschaft u.U. stark verlangsamen wird, was eine Zinssenkung in den USA wahrscheinlich werden lässt. Das ist jedoch nicht die Botschaft, die sich derzeit aus den Statistiken herauslesen lässt. Es wird sicherlich noch geraume Zeit dauern, bis man die Entwicklung dieses Währungspaares besser einschätzen kann.
Wirtschaftskalender
DATUM | WÄHRUNG | EREIGNIS |
04/07 | AUD | Sitzung der Notenbank |
07/07 | USD | Arbeitsmarktdaten in den USA im Juni |
12/07 | CAD | Sitzung der Notenbank |
25/07 | HUF | Sitzung der Notenbank
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26/07 | USD | Sitzung der Notenbank
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27/07 | EUR | Sitzung der Notenbank |
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