Verschaffen Sie sich einen Überblick über die neuesten Entwicklungen auf dem Währungsmarkt und antizipieren Sie Schwankungsrisiken.
Der Devisenmarkt beginnt ein neues Kapitel
Für den Devisenmarkt gehört der Krieg in der Ukraine längst der Vergangenheit an. Die Marktteilnehmer konzentrieren sich jetzt auf die Inflation und ihre Folgen, insbesondere im Hinblick auf die Positionierung der Zentralbanken. Dieses Thema dürfte das gesamte Jahr 2022 und vielleicht sogar darüber hinaus im Mittelpunkt der Diskussionen stehen. Immer mehr Signale deuten darauf hin, dass die Gefahr einer Stagflation im Euroraum wächst. Die Inflation ist nicht kurzfristig, sondern zum Teil strukturell bedingt. Wir müssen lernen, damit zu leben.
EUR/USD
Höchststand: 1,1171 Tiefststand: 1,0806 Abweichung: -0,79 %
Das Währungspaar EUR/USD war den größten Teil des vorigen Monats Schwankungen unterworfen. Das geopolitische Risiko im Zusammenhang mit der Ukraine wirkte sich natürlich auf den Wechselkurs aus, aber weniger stark, als man hätte erwarten können. Die Entwicklung der Inflation und der Geldpolitik bleibt jedoch ein zentrales Thema. Derzeit scheint die Europäische Zentralbank trotz der zunehmenden Teuerung (5,8% im Februar in der Eurozone) zu zögern, ihre Geldpolitik schneller als geplant zu normalisieren. Dagegen bereitet die US-Notenbank den Devisenmarkt auf eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte Anfang Mai vor, nachdem sie die Zinsen im März um 25 Basispunkte erhöht hatte. Die Inflation in den USA lag mit 7,9% im Februar deutlich über der Rate in der Eurozone. Deshalb hat es die amerikanischen Zentralbank wohl so eilig. Langfristig wird die härtere Gangart auf der anderen Seite des Atlantiks dem US-Dollar zugutekommen. Kurzfristig dürfte das Währungspaar EUR/USD in einer breiten Spanne zwischen 1,10 und 1,13 verharren.
EUR/GBP
Höchststand: 0,8504 Tiefststand: 0,8294 Abweichung: +1,29 %
Der Euro wies im März einen soliden Aufwärtstrend gegenüber dem Pfund Sterling auf. Die Zukunft ist jedoch ungewiss. Erst wenn der psychologische Bereich von 0,85 nachhaltig überwunden ist, besteht Hoffnung auf eine Fortsetzung des Anstiegs. In diesem Fall würde die nächste Schwelle bei etwa 0,8604 liegen. Die jüngste Zinserhöhung der Bank of England (um 25 Basispunkte) konnte dem Pfund Sterling nicht wirklich helfen. Die Akteure am Devisenmarkt sind skeptisch, was die geldpolitische Straffung jenseits des Ärmelkanals betrifft. Die englische Zentralbank ist mit einer komplizierten makroökonomischen Situation konfrontiert: galoppierende Inflation (die in den kommenden Monaten bei etwa 8% liegen könnte) und deutliche Anzeichen für einen Konjunkturabschwung. Weitere Zinserhöhungen sind zu erwarten. Das ist offensichtlich. Allerdings könnte der Normalisierungsprozess kürzer dauern als ursprünglich geplant. Deshalb ging das Pfund Sterling im Monatsvergleich gegenüber dem Euro zurück.
EUR/JPY
Höchststand: 137,54 Tiefststand: 124,39 Abweichung: +5,34 %
Die Spanne des Währungspaars EUR/JPY war im März sehr breit, da die Sorgen um den Krieg in der Ukraine die Volatilität beflügelten. Über den Monat verlief der Trend jedoch aufwärts. Nachdem der Überraschungseffekt der russischen Invasion der Ukraine verflogen war, gewann der Euro wieder erheblich an Boden. Wie man in Fachkreisen zu sagen pflegt, ist das Ereignis nun in den Kursen eingepreist, d.h. berücksichtigt. Das Währungspaar bewegt sich derzeit in der Nähe seines Fünfjahreshochs (der Höchststand liegt bei 137,54). Wir rechnen gegenwärtig nicht mit einer Überschreitung dieser Zone. Kurzfristig ist eher mit einer Konsolidierung zu rechnen.
EUR/CHF
Höchststand: 1,0403 Tiefststand: 1,0017 Abweichung: -0,21 %
Der Euro gewann im März gegenüber dem Schweizer Franken wieder an Boden. Entscheidend dafür waren zwei Faktoren: die schwindende Risikoaversion im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine (die Akteure am Devisenmarkt wechselten einfach das Thema) und die Interventionen der Schweizerischen Nationalbank, um die Aufwertung des Schweizer Frankens zu begrenzen. Ausgehend von der Entwicklung der Sichteinlagen bei der Schweizerischen Nationalbank lässt sich eine sehr deutliche Intensivierung der Interventionen in den letzten Wochen beobachten. Angesichts der steigenden Inflation erwägt die Schweiz einen allmählichen Ausstieg aus der besonders lockeren Geldpolitik (in diesem Fall Negativzinsen). Diesen Schritt dürfte sie aber unseres Erachtens erst in einigen Monaten oder Quartalen unternehmen, denn die Frage stellt sich im Euroraum und in der Schweiz nicht mit der gleichen Dringlichkeit. Die Schweizer Inflation lag im Februar bei 2,2%, während sie in der Eurozone in demselben Zeitraum 5,8% erreichte.
EUR/CAD
Höchststand: 1,4228 Tiefststand: 1,3691 Abweichung: -1,91 %
Im Februar verlor das Währungspaar EUR/CAD 1,91%. Im März fiel es um 1,57 Prozent (also ähnlich). Der Trend ist hauptsächlich aus zwei Gründen strukturell rückläufig: 1) Die Bank of Canada verschärft ihre Geldpolitik schneller als die Europäische Zentralbank. Das ist eine Tatsache. 2) Der kanadische Dollar wird durch den allgemeinen Anstieg der Rohstoffkurse, insbesondere der Preise für fossile Energie, gestützt. Dies dürfte sich in absehbarer Zeit nicht ändern. Seit mehreren Jahren gibt es ein strukturelles Investitionsdefizit in der Ölinfrastruktur. Dieses Defizit stützt wohl die Preise in den kommenden Monaten und Jahren. Aus diesem Grund sind wir bei diesem Währungspaar weiterhin abwärts positioniert.
EUR/AUD
Höchststand: 1,5333 Tiefststand: 1,4585 Abweichung: -3,77 %
Der kontinuierliche Rückgang des Euro gegenüber dem australischen Dollar in den letzten Monaten war ziemlich beeindruckend. Er ist sowohl auf die Markterwartungen hinsichtlich einer ersten Zinserhöhung durch die australische Notenbank (wahrscheinlich im Sommer) als auch auf die steigenden Rohstoffpreise zurückzuführen. Diese beiden Faktoren dürften kurz- und mittelfristig anhalten. Mit anderen Worten: Wir setzen auf eine Abwärtsbewegung des Währungspaars mit einem mittelfristigen Ziel bei 1,4620.
EUR/CNH
Höchststand: 7,1095 Tiefststand: 6,8419 Abweichung: -0,06 %
Im März blieb das Währungspaar EUR/CNH nahezu unverändert (-0,07%). Unseres Erachtens versuchen die chinesischen Behörden um jeden Preis, den Wechselkurs ihrer Währung stabil zu halten. Ein EUR/CNH um 7,00 scheint ihnen derzeit gut zu passen. Aus wirtschaftlicher Sicht verschlechtert sich die Lage in China rasch (wie es der Rückgang der jüngsten Einkaufsmanagerindikatoren anzeigt). Der Krieg in der Ukraine und insbesondere die kostspielige Null-Covid-Politik, die Peking verfolgt (und die intern allmählich umstritten ist) dürften verhindern, dass die chinesische Wirtschaft dieses Jahr so stark wächst wie erwartet. Wir wüssten nicht, durch welches Wunder das Wachstum im Jahr 2022 auf 5% bis 5,5% klettern könnte. Ein solcher Zuwachs ist unmöglich.
EUR/HUF
Höchststand: 399,59 Tiefststand: 366,28 Abweichung: -2,65 %
Der Rückgang des Euro überrascht nicht. Er könnte kurz- und mittelfristig sogar anhalten. Die ungarische Zentralbank hat bislang alles richtig gemacht: Sie hat die Teilnehmer am Devisenmarkt davon überzeugt, dass sie die Inflation entschlossen bekämpfen will. Wir gehen davon aus, dass sich der Zyklus der geldpolitischen Straffung in den kommenden Monaten beschleunigt, was den Wechselkurs des HUF weiter stützen könnte. Die Parlamentswahlen dieses Wochenende dürften keine größeren Auswirkungen auf das Währungspaar haben. Die russische Invasion der Ukraine überschattete die Wahlkampagne völlig. Alle Umfragen deuten darauf hin, dass die Fidesz, die Partei des Ministerpräsidenten Viktor Orbán, sich klar an der Spitze behauptet. Unter Berücksichtigung des Durchschnitts der von Europe Elects veröffentlichten Umfragen liegt Fidesz beispielsweise bei knapp über 50%. Dieses Ergebnis ist besser als in den Jahren 2014 und 2018. Die nächste Regierung hat keine leichte Aufgabe. Die hohe Inflation frisst allmählich das kräftige Lohnwachstum auf.
USD/HUF
Höchststand: 368,34 Tiefststand: 327,95 Abweichung: -1,77 %
Es überrascht nicht wirklich, dass der USD im März gegenüber der ungarischen Währung etwas an Boden verlor, nachdem er im Februar um 8,66% gestiegen war. Dieser Rückgang ist sowohl auf eine geringere Risikoaversion (im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine) als auch auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen. Die Abwärtsbewegung könnte kurz- und mittelfristig anhalten, sofern der Krieg in der Ukraine weiterhin im Hintergrund bleibt. Unseres Erachtens hat die ungarische Zentralbank in den kommenden Monaten keine andere Wahl, als ihre Geldpolitik weiter zu straffen. Diese Entschlossenheit, den Inflationsdruck zu bekämpfen, könnte direkt den Wechselkurs des HUF stützen.
DATUM | WÄHRUNG | EREIGNIS |
03/04 | HUF | Parlamentswahlen |
04-05/04 | CNH | Feiertag in China |
05/04 | AUD | Geldpolitische Sitzung der Zentralbank |
10/04 | EUR | Erster Wahlgang der Präsidentschaftswahl in Frankreich |
12/04 | USD | US-Verbraucherpreisindex für den Monat März (erste Schätzung) |
13/04 | USD | Index der Erzeugerpreise in den USA im März (erste Schätzung) |
14/04 | EUR | Geldpolitische Sitzung der Zentralbank |
18/04 | CNH | BIP des ersten Quartals in China |
24/04 | EUR | Zweiter Wahlgang der Präsidentschaftswahl in Frankreich |
26/04 | HUF | Geldpolitische Sitzung der Zentralbank |
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