Verschaffen Sie sich einen Überblick über die neuesten Entwicklungen auf dem Devisenmarkt und antizipieren Sie Schwankungsrisiken.
Aller Anfang ist schwer. Sehr schwer
Das Ende des Sommers ist für alle schwer, dies gilt insbesondere für die Zentralbanker. Nicht nur, dass sie bereits mit einer unangenehm hohen Inflation zu kämpfen hatten – jetzt stehen sie auch noch einer Konjunkturabschwächung gegenüber, die in der Eurozone in einer Rezession gipfeln könnte. Im September müssen sie sich entscheiden, ob sie bei ihrer bisherigen Geldpolitik eine Pause einlegen oder eine weitere Straffung vornehmen. Obwohl die Konjunkturampeln auf Rot stehen, ist eine mögliche Zinssenkung jedoch nicht realistisch, dies trifft momentan nur auf eine Minderheit der Schwellenländer zu.
Das Währungspaar des Monats
EUR/USD
Hoch: 1.1085 Tief: 1.0788 Veränderung: -1.39%
Ein noch schlechterer Start in den Herbst ist für die Eurozone kaum denkbar – Einbruch der Einkaufsmanagerindizes, Rückgang des IFO-Geschäftsklimaindex in Deutschland, Verschlechterung der Arbeitsmarktdaten etc. All dies deutet auf eine Rezession der Wirtschaft im dritten Quartal hin und könnte die Möglichkeit erhärten, dass die Europäische Zentralbank im September eine geldpolitische Pause beschließt. Dies ist derzeit am Devisenmarkt jedenfalls die bevorzugte Option. Angesichts der schlechten Konjunkturindikatoren für August sank der EUR/USD unter seinen 200-Tage-Moving Average bei 1,0805 – ein wichtiges technisches Signal, das für ein Szenario eines anhaltenden Abwärtstrends spricht.
EUR/GBP
Hoch: 0.8670 Tief: 0.8513 Veränderung: -0.44%
Positiv ist, dass sich das Pfund Sterling, egal was an der Wirtschaftsfront passiert, behaupten kann. Die Datenlage in Großbritannien ist schlecht. Die Einkaufsmanagerindizes für August sanken auf den niedrigsten Stand seit Januar 2021 (in der Hochphase des Lockdowns!). Somit verdichten sich die Hinweise, dass das BIP im dritten Quartal wohl um 0,2% gesunken ist. Und dennoch wartet das britische Pfund mit einer durchaus ansehnlichen Performance auf. Wir haben sogar unsere Zweifel, ob eine mögliche Rezession in Großbritannien überhaupt konkrete Negativfolgen für die britische Währung haben könnte
GBP/USD
Hoch: 1.2961 Tief: 1.2579 Veränderung: -0.92%
Das Pfund Sterling hatte einen schlechten Lauf und fiel im August unter seine Unterstützungslinie bei 1,2620 (d. h. in den unteren Bereich der Trading Range der letzten Wochen). Dies öffnete Tür und Tor für einen ausgeprägten Abwärtstrend, mit einem möglichen Einbruch auf 1,24 in den nächsten Wochen. Auf lange Sicht sind wir jedoch noch immer davon überzeugt, dass das Währungspaar weiterhin über solides Aufwärtspotenzial verfügt, aber da auf kurze Sicht hohe Unsicherheit über die Entwicklung der britischen Geldpolitik herrscht, zeigt sich der Markt vorsichtig. Erwähnenswert sind ferner die seit einigen Wochen extremen Long-Positionen im Pfund Sterling. Logischerweise wird es irgendwann zu einem Rebalancing des Marktes kommen.
EUR/CNH
Hoch: 8.0048 Tief: 7.8439 Veränderung: +0.10%
China geht es schlecht. In der Vergangenheit war es die Regel, dass China den Wechselkurs des Yuan als Hebel für eine schnelle und wirksame Ankurbelung der Konjunktur eingesetzt hat. Ein niedrigerer Wechselkurs der Währung verschafft chinesischen Unternehmen einen preislichen Wettbewerbsvorteil. Soweit die Theorie. Die Realität ist jedoch komplizierter. Die jüngsten Interventionen der chinesischen Zentralbank dienten nicht der Abwertung des Yuan, sondern seiner Stärkung gegenüber dem US-Dollar. Dies zeigt, dass im Staatsapparat eine intensive Debatte über die richtige Strategie für die Währung läuft. Die Episode vom August 2015 mit einer dreimaligen Abwertung des Yuan ist uns noch in guter Erinnerung. Diese Maßnahme hatte eine massive Kapitalflucht ausgelöst, die Peking nur sehr schwer stoppen konnte. Fest steht, dass der Yuan kurzfristig abwerten wird, allerdings in kleinen Schritten und nicht linear. Die Zentralbank wird sicherlich noch regelmäßig am Geldmarkt intervenieren, wenn sie das Tempo der Abwertung als zu schnell einstuft. Eine Abwertung steht jedoch nicht zur Debatte oder wäre gleichbedeutend mit dem Scheitern der vorhandenen Kapitalkontrollen.
EUR/CHF
Hoch: 0.9640 Tief: 0.9515 Veränderung: -0.33%
Der Aktionsradius ist bei diesem Paar eher beschränkt. So konnte die Trading Range im August kaum 100 Pips überschreiten. Der Basistrend geht unserer Meinung nach noch immer abwärts (vor allem, wenn man die rapide Verschlechterung der Wirtschaft in der Eurozone berücksichtigt). Damit es zu einer Beschleunigung des Baisse-Trends kommt, sind jedoch neue Konjunkturindikatoren oder ein geldpolitischer Status quo der Europäischen Zentralbank im September erforderlich. Vorerst herrscht zumindest Stabilität
EUR/CAD
Hoch: 1.4797 Tief: 1.4484 Veränderung: +0.23%
Kanada legte im Januar eine geldpolitische Pause ein und war anschließend gezwungen, die Zinsen erneut anzuheben, um der galoppierenden Inflation Einhalt zu gebieten. Diese Pause war eindeutig ein Fehler. Die Inflation steigt weiter und lag im Juli bei 3,3% im Jahresvergleich, was einem gewaltigen Anstieg gegenüber Juni entspricht. Die Bank of Canada wird intervenieren müssen, so dass der kanadische Dollar etwas Unterstützung erhält.
EUR/AUD
Hoch: 1.7040 Tief: 1.6262 Veränderung: +0.65%
Angesichts des beeindruckenden Anstiegs des Währungspaares im August rechnen wir nunmehr mit Gewinnmitnahmen (die bereits eingesetzt haben). Der Devisenmarkt stellt sich allmählich auch auf eine mögliche Pause im Zinserhöhungszyklus in Australien ein. Dies hat die Dynamik des AUD sicherlich etwas belastet – ganz zu schweigen von der Verschlechterung der chinesischen Wirtschaft, die einen wichtigen und erwähnenswerten Faktor darstellt. Die jüngsten australischen Statistiken fallen trübe aus. Die Aktivität im Privatsektor ist im August laut vorläufigen Daten weiter rückläufig, der Einkaufsmanagerindex steht bei 47,1 Punkten gegenüber 48,2 Zählern im Juli. Darüber hinaus sind die Auftragseingänge zum ersten Mal seit fünf Monaten eingebrochen. Die Auswirkungen der Geldpolitik auf die Konjunktur machen sich nun deutlich bemerkbar.
EUR/JPY
Hoch: 160.18 Tief: 151.37 Veränderung: +0.19%
Wenn Sie den August genutzt haben, um Abstand vom Devisenmarkt zu gewinnen, haben Sie beim EUR/JPY-Währungspaar nichts verpasst. Es oszilliert noch immer auf demselben monatlichen Tiefpunkt (151,37) wie im Vormonat. Der Status quo in der japanischen Geldpolitik ist unverändert. Eine große Mehrheit der Ökonomen geht davon aus, dass die Bank of Japan ihre Geldpolitik mindestens bis Juli 2024 laut einer Reuters-Umfrage von letzter Woche nicht antasten wird. Außerdem hat die Zentralbank auf jegliche Intervention bei den Wechselkursen verzichtet. Damit ist die Möglichkeit einer stärkeren Abwertung des Yen in den kommenden Monaten sehr real.
EUR/HUF
Hoch: 394.61 Tief: 378.83 Veränderung: -2.01%
Der Euro wurde durch schlechte Konjunkturindikatoren belastet, die auf eine Rezession in der Eurozone hindeuteten – dies erklärt einen Großteil seiner Abwertung gegenüber dem HUF im August. Kurzfristig sollte man daher vielmehr das Geschehen in der Eurozone und die Reaktion der Europäischen Zentralbank im Auge haben, statt das Geschehen in Ungarn, zumal die ungarische Geldpolitik nach der Zinserhöhung Ende August um 100 Basispunkte ab September in den Autopilot-Modus schalten dürfte. Wir schließen nicht aus, dass der HUF in den kommenden Monaten wieder etwas an Boden gutmacht. Der Rückgang der ungarischen Währung ist zum Teil der Erwartung geschuldet, dass die Zentralbank die Zinsen senken werde – dies ist wahrscheinlich ein Irrtum. Es ist eher unwahrscheinlich, dass im vierten Quartal ein geldpolitischer Lockerungszyklus einsetzt, wovon der Devisenmarkt offenbar ausgehen möchte.
USD/HUF
Hoch: 361.14 Tief: 345.61 Veränderung: -0.68%
Wir tendieren zu der Auffassung, dass sich der US-Dollar in diesem Halbjahr besser behaupten wird als der HUF. Die US-Wirtschaft ist robust, eine Rezession ist nicht in Sicht, und selbst wenn die Zinsen nicht weiter steigen, werden die Carry-Trade-Strategien, die den HUF in der ersten Jahreshälfte getrieben haben, für die Entwicklung des USD/HUF-Währungspaares allmählich an Bedeutung verlieren. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass die ungarische Zentralbank ab September wohl in den Autopilot-Modus schalten und sich für einen Status quo ihrer Leitzinsen entscheiden wird.
Wirtschaftskalender
DATUM | WÄHRUNG | EREIGNIS |
01/09 | USD | Arbeitsmarktdaten in den USA im August |
05/09 | AUD | Sitzung der Notenbank |
06/09 | USD | Non-Manufacturing ISM für August (Index für den Dienstleistungssektor) |
14/09 | EUR |
Sitzung der Notenbank mit anschließender Pressekonferenz
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20/09 | USD |
Sitzung der Notenbank
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25/09 | HUF |
Sitzung der Notenbank |
Kategorie