Der Markt hält seine Long-Position gegenüber dem amerikanischen Dollar aufrecht

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Die für den 3. und 4. Mai angesetzte Sitzung des FOMC der US-Notenbank wird voraussichtlich eine Beschleunigung des geldpolitischen Normalisierungsprozesses in den USA markieren, um die Inflation zu bekämpfen (die im März im Jahresvergleich 8,5% betrug und bis Juni leicht auf 10% ansteigen könnte). Nachdem der FOMC den Leitzins im März aufgrund der möglichen makroökonomischen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine nur um 25 Basispunkte angehoben hatte, wird er ihn diesmal voraussichtlich um 50 Basispunkte auf eine Spanne zwischen 0,75% und 1,00% anheben. Weitere Zinserhöhungen werden folgen. Ein Drittel der Marktteilnehmer rechnet mit einer Erhöhung um 75 Basispunkte im Juni nächsten Jahres. Alles deutet darauf hin, dass die US-Zentralbank aggressiv vorgehen muss, um ihre Entschlossenheit im Kampf gegen die Inflation zu demonstrieren. Viele andere Zentralbanken, vor allem in den aufstrebenden Volkswirtschaften, haben diesen Schritt bereits vollzogen (z. B. Ungarn und Polen). Dennoch wird die Inflation unserer Meinung nach nicht so bald nachlassen. In der Regel dauert es neun bis zwölf Monate, bis sich eine Leitzinserhöhung in der Realwirtschaft niederschlägt. Anders ausgedrückt: Die Leitzinserhöhung der US-Notenbank im März dürfte sich erst im Dezember auf die Wirtschaft auswirken.

Der Devisenmarkt ist fest davon überzeugt, dass es in den nächsten Monaten in den USA zu deutlichen Zinserhöhungen kommen wird, was den Kurs des US-Dollar stützen wird. Eine Mehrheit der Marktteilnehmer sieht die Leitzinsen der US-Notenbank bis zum Jahresende auf 2% steigen - das ist ein wichtiger Hinweis.

Die Commodity Futures Trading Commission (eine der Marktregulierungsbehörden in den USA) veröffentlicht regelmäßig die Positionierung der "Spekulanten" auf dem Devisenmarkt (gemeint sind institutionelle Anleger, darunter große Fonds, die Positionen in Höhe von mehreren Millionen auf bestimmte Währungspaare halten können). Den jüngsten Zahlen zufolge ist der Markt gegenüber fast allen Haupt- und Schwellenländerwährungen überwiegend long (kaufen) im US-Dollar (Grafik 1). Viele Schwellenländerwährungen haben sich seit Jahresbeginn gegenüber dem Greenback eher widerstandsfähig gezeigt (wie der mexikanische Peso und der brasilianische Real). Es besteht die Gefahr, dass dies nicht so bleibt. Diese Daten sind sehr nützlich, da sie Aufschluss über die Erwartungen der großen institutionellen Anleger hinsichtlich der Wechselkursentwicklung geben.


Es gibt jedoch eine Ausnahme: den Euro. Seit kurzem haben die spekulativen Nettopositionen im Euro zugenommen (Grafik 2). Dies ist Ausdruck einer Neupositionierung der institutionellen Anleger, die den Euro mehrheitlich kaufen. Die Erklärung ist einfach: Mehrere Mitglieder des EZB-Rats (darunter Vizepräsident Luis de Guindos) sprachen sich angesichts der jüngsten Inflationszahlen für eine schnellere Normalisierung der Geldpolitik aus. Der Verbraucherpreisindex (anhand dessen die Auswirkungen von Preissteigerungen auf die Verbraucher beurteilt werden) erreichte im März die schmerzhafte Marke von 7,4 % im Jahresvergleich. Die erste Schätzung der Inflation für den Monat April wird am 29. April erwartet. Es ist klar, dass die Inflation weiter steigen wird, vielleicht nahe an die 8 % für ein Jahr. Die einzige Möglichkeit, die Inflation zu bekämpfen, sind Zinserhöhungen. Der Devisenmarkt rechnet nun mit drei Zinserhöhungen in diesem Jahr in der Eurozone. Das ist unserer Meinung nach optimistisch. Kurzfristig könnte dies jedoch den Wechselkurs des EUR/USD stützen. Wir schließen einen Rückprall des Paares in den Bereich von 1,11-1,12 nicht aus, wenn sich die Erwartungen an die Zinserhöhungen bestätigen. Wir müssen uns jedoch noch gedulden, bis wir einen klaren Zeitplan für die Entwicklung der Geldpolitik in der Eurozone haben. Die nächste Sitzung der Europäischen Zentralbank ist für den 9. Juni angesetzt (sie soll ausnahmsweise in die Niederlande verlegt werden). Bis dahin wird man vor allem auf die Reden der wichtigsten Mitglieder des EZB-Rates achten müssen: Christine Lagarde, Luis de Guindos Philip Lane (Chefökonom) oder Isabel Schnabel, um nur einige zu nennen. Sie könnten wertvolle Hinweise darauf geben, was im Juni angekündigt werden wird.

 

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