Lieber Britcoin als Bitcoin?

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Immer mehr Zentralbanken erwägen die Entwicklung einer eigenen Kryptowährung. Doch bevor es wirklich so weit kommen kann, müssen noch einige Hürden in Sachen Datenschutz und Nachhaltigkeit genommen werden.

Er scheint der perfekte Blitzableiter für die langwierigen Verhandlungen über die Auslegung des Brexit zu sein: der Britcoin. So beschreibt der britische Finanzminister Rishi Sunak die Initiative, gemeinsam mit der Bank of England eine digitale Währung zu entwickeln. Der erste Schritt besteht darin, die mit einer Kryptowährung verbundenen Chancen und Risiken zu identifizieren. Obwohl der Britcoin in den letzten Wochen viel Aufmerksamkeit erhielt, entwickeln andere Zentralbanken schon länger eine digitale Währung. Einer der größten Vorteile ist, dass sie dadurch einen direkten Einfluss auf die Wirtschaft haben.

So wird es zum Beispiel möglich sein, Geld direkt an die Konsumenten zu leiten, ohne dass die Banken eingreifen müssen. Dies ist nützlich, wenn die Wirtschaft einen Schub braucht, zum Beispiel nach einem Schock wie der derzeitigen Covid-19 Pandemie. Leistungen und Zuschüsse können auch direkt überwiesen werden. Das klingt so lange gut bis man sich vor Augen führt, dass die Kryptowährungen der Zentralbanken eine digitale Spur hinterlassen.

Datenschutz und CO2
Behörden können sehen, wofür die Empfänger das Geld ausgeben - und vielleicht sogar bestimmte Optionen ausschließen. Zum Beispiel könnte eine Regierung festlegen, dass eine Leistung nicht für den Kauf von Alkohol verwendet werden darf. In einem demokratischen Land wie Deutschland würde ein solcher Ansatz zweifellos auf heftigen Widerstand stoßen. Aber die Frage ist, wie es in anderen Ländern funktionieren würde, die weniger Wert auf die Privatsphäre der Bürger legen. Ein gutes Beispiel ist China, wo die Zentralbank bereits mehr Krypto-Patente gesammelt hat als alle anderen Zentralbanken zusammen.

Der negative Effekt auf das Klima ist ein potenziell noch größerer Nachteil der Ausgabe von digitalen Währungen durch die Zentralbanken. Schließlich erfordert die Verarbeitung aller Transaktionen sehr viel Computerleistung. Die Bitcoin-Industrie verbraucht beispielsweise so viel Strom wie ein Land wie Schweden oder die Ukraine, laut dem Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index. Man schätzt, dass dadurch so viel CO2 freigesetzt wird, wie eine Megastadt wie London jährlich ausstößt. Solange es hierfür keine Lösung gibt, liegt die Einführung von Kryptowährungen durch Zentralbanken noch Jahre in der Zukunft.

Wie wird sich der Dollar verhalten?
Das Aufkommen neuer digitaler Währungen wird nicht auf Kosten der Dynamik des Währungsmarktes gehen. Auch in Zukunft werden wir in Euro abrechnen und es wird weiterhin globale Zahlungsströme in Fremdwährungen geben. Was letzteres betrifft, so passiert heutzutage mehr als genug. Das britische Pfund machte im Vorfeld der schottischen Parlamentswahlen am 6. Mai einen Rückschritt gegenüber März. Und auch der Dollar steht unter Druck. Es wird interessant sein, zu sehen, was die Geschäftswelt von der Wirtschaft erwartet, sobald die Pandemie unter Kontrolle ist.

Joost Derks ist Währungsspezialist bei iBanFirst. Er hat über zwanzig Jahre Erfahrung im FX Bereich. Diese Kolumne drückt seine persönliche Meinung aus und ist nicht als professionelle (Anlage-)Beratung gedacht.

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