Wir wenden uns an Sie hinsichtlich der heftigen Bewegungen, wie sie in der jüngsten Vergangenheit auf dem Devisenmarkt zu beobachten waren, sie wurden durch die Coronavirus-Krise wie auch den Verfall des Erdölpreises verursacht.
Was hat die Panik in den Finanzmärkten ausgelöst?
Der Verfall des Erdölpreises infolge einer Entscheidung seitens Saudi-Arabiens, den Markt mit seiner Förderung zu überschwemmen, hat Auswirkungen weit über die Rohstoffmärkte hinaus ausgelöst. Der Devisenmarkt war davon nicht ausgenommen, massive Rückgange bei Zufluchtswerten, insbesondere beim Yen, wurden verzeichnet. So wies die japanische Währung einen Anstieg von +3 % gegenüber dem Euro auf Wochenbasis auf. Es mag wohl nicht überraschen, dass die Währungen, deren Entwicklung positiv mit der Entwicklung des Erdölpreises korrelieren, die größten Verluste hinnehmen mussten. Der kanadische Dollar wurde bereits durch die Zinssenkung, wie sie von der kanadischen Zentralbank in der vergangenen Woche beschlossen wurde, in Mitleidenschaft gezogen, nun stürzte er auf Wochenbasis gesehen um 5% gegenüber dem Euro ab. Trotz der Ängste vor einer Rezession in der Eurozone infolge der Quarantäne in Italien und der Auswirkungen des Coronavirus auf die Produktionskette gelang es dem Euro, seinen Höhenflug gegenüber dem Dollar fortzusetzen, montagmorgens versuchte er sogar, den Widerstand von 1,15 zu durchbrechen. Dieser Anstieg des Euro bedeutet keine Rückkehr des Vertrauens der Anleger in die Eurozone, sondern ist vielmehr durch die Abwertung des Dollars zu erklären, die auf der Vorwegnahme einer Zinssatzsenkung durch die amerikanische Fed beruht.
Hinter die Panik auf den Finanzmärkten steckt die Furcht vor einer anhaltenden Wirtschaftskrise. All die Komponenten sind da, exogener Wirtschaftsschock (das Coronavirus) und ein Schock bei den Rohstoffen (das Erdöl). Damit dieses Szenario nicht zur Wirklichkeit wird, ist die Reaktion der mit Haushalts- und Geldpolitik betrauten Institutionen von ausschlaggebender Bedeutung.
Was ist in den nächsten Tagen zu erwarten?
Wir setzen auf neue Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft sowohl aus der Haushalts- wie auch der Geldpolitik.
- Die EZB, die den kommenden Donnerstag zu einer Sitzung zusammenkommt, könnte schneller als erwartet eine besondere Kreditfazilität für KMU und Unternehmen mit mittlerer Kapitalisierung in der Eurozone bereitstellen. Ebenso könnte die Zentralbank versuchen, die starke Aufwertung des Euro abzubremsen, indem sie eine erneute Senkung des Einlagenzinssatzes um 10 Basispunkte beschließt. Allerdings findet eine solche Option keinen Beifall, da sie negative Auswirkungen auf die Finanzbranche mit sich bringt.
- Die amerikanische Fed könnte sich zu einer erneuten Herabsetzung der Zinsen als Noteingriff entschließen, wie es schon letzte Woche der Fall war, und das könnte mit Maßnahmen einhergehen, um den Markt mit Liquidität zu versorgen.
- Die japanische Zentralbank und die Schweizer Zentralbank könnten bei den Wechselkursen intervenieren. Die Behörden in Japan haben betont, dass sie die Entwicklungen bei den Wechselkursen genau beobachten und über die kräftige Aufwertung des Yen (+3% gegenüber dem Euro, +5,5% gegenüber dem amerikanischen Dollar und +4% gegenüber dem australischen Dollar auf Wochenbasis) beunruhigt sind.
- Die G7 könnte zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen, um über ein koordiniertes haushaltspolitisches Konjunkturprogramm zu diskutieren. Allerdings erscheint in dieser Phase eine solche Möglichkeit wenig wahrscheinlich. Wir richten uns vielmehr auf Konjunkturmaßnahmen ein, die von verschiedenen Ländern je nach Fall ergriffen werden, wie es in Deutschland im Verlauf des Wochenendes passiert ist. Zumindest könnte eine auf europäischer Ebene abgestimmte Initiative demnächst präsentiert werden.
Wie sollte man sich beim Euro positionieren?
Der Euro versuchte montagmorgens den großen Widerstand von 1,15 zu durchbrechen, allerdings gelang das nicht. Das Währungspaar schwankt nun mittlerweile in einer breiten Spanne zwischen 1,1250 und 1,1500. Dieser Aufwärtstrend könnte durch die hohe Wahrscheinlichkeit einer erneuten Zinssenkung durch die amerikanische Fed beflügelt werden. Falls der Widerstand von 1,1500 durchbrochen wird, wäre das nächste Ziel 1,1750. Aber Vorsicht, die Aufwärtsbewegung des Euro beruht auf einem Strohfeuer. Die wirtschaftliche Realität in der Eurozone, nämlich die ernsthafte Gefahr einer Rezession im ersten Halbjahr 2020, ist noch nicht im Wechselkurs des Euro absorbiert. Vor diesem Hintergrund zweifeln wir, dass die starke Aufwertung des EUR/USD von Dauer sein wird.
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