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Die Auswirkung des Wechselkurses auf kleine und mittelständische Unternehmen

Geschrieben von iBanFirst | 16.04.2024 16:12:00

Knappe Ressourcen und ständiger Druck durch größere Konkurrenten wären eigentlich schon herausfordernd genug. Doch dann belasten noch zusätzlich Wechselkursschwankungen die Finanzlage Ihres Unternehmens. 

 

Der Wechselkurs – also wie viel von einer Währung Sie im Austausch für eine andere erhalten – hat überproportionale Auswirkungen auf die Gewinne international agierender KMU.

Von welcher Größenordnung reden wir? 

 

Eine wohlbekannte, von Donald Lessard und John Lightstone durchgeführte und im Harvard Business Review, veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass ein Exporteur, der eine nominelle Gewinnspanne von 15 % vorweist, „eigentlich“ einen Gewinn von -30 % bis 35 % gemacht hätte.

 

Bei Exporteuren mit einer Strategie zur Risikobegrenzung hätte sich diese Bandbreite auf 8 % bis 30 % beschränkt.

 

Wie erklären sich diese Ausschläge? James Gunns, Experte für Devisenhandel bei iBanFirst, führt sie im Wesentlichen auf unvorhersehbare makroökonomische Ereignisse zurück. „In den vergangenen Jahren kam es zu bedeutenden, marktbeherrschenden Ereignissen wie z. B. Brexit, Covid-19 und dem Krieg in der Ukraine“, gibt er zu bedenken.

 

Derartige Vorkommnisse sind weitegehend unberechenbar, doch ihre Auswirkungen auf den Devisenhandel sind nicht zu übersehen.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen, wie Währungskursschwankungen Ihr KMU beeinflussen und was Sie zur Eindämmung negativer Auswirkungen tun können.

 

Der Wechselkurs wirkt sich auf Mittelabflüsse aus

Welchen Betrag Sie Ihren Zulieferern im Endeffekt für deren Dienste schulden, hängt nicht zuletzt von den Schwankungen der Wechselkurse ab. Die Ursachen für diese Schwankungen sind vielfältig und reichen von politischer Unbeständigkeit bis zu Inflation. Ihre Wirkung macht sich jedoch eindeutig in der Form einer erschwerten Liquiditätsplanung bemerkbar.

 

An einem Beispiel dargestellt, sähe das so aus: Sie geben etwa in China eine Bestellung im Wert von 30 000 EUR auf und Ihr Zulieferer stellt Ihnen am 15. Januar eine Rechnung in RMB aus:


  • Kaufpreis in EUR: 30 000
  • Wechselkurs CNY/EUR am 15. Januar: 0,128436
  • Gegenwert CNY/Rechnungspreis Zulieferer: 233 579 Yuan

 

Ihr Zulieferer stellt Ihnen also 233 579 CNY in Rechnung. Dieser Betrag wird jedoch erst drei Monate nach der Herstellung, also am 15. April fällig.

Angenommen der Wechselkurs CNY/EUR ändert sich in diesem Zeitraum auf 0,134487. Sie schulden 233 579 CNY, doch auf Grundlage des neuen Wechselkurses entspricht dies 31 413 EUR, und somit 1 413 EUR mehr als ursprünglich veranschlagt.

James weist darauf hin, dass ausländische Zulieferer bisweilen Lösungen vorschlagen könnten, die die Kosten noch weiter erhöhen. „Manche chinesischen Hersteller möchten zum Beispiel am liebsten in Pfund Sterling bezahlt werden, schlagen aber zum Zwecke der Eindämmung ihres Währungsrisikos von vornherein 15 % bis 25 % auf den Rechnungsbetrag drauf,“ warnt er.

Er empfiehlt stattdessen, Transaktionen in der lokalen Währung vorzunehmen und das Risiko durch FX-Produkte einzudämmen. „Diese Vorgehensweise sorgt für bessere Kontrolle und potenziell niedrigere Kosten.“

Doch nicht nur bei Zahlungen an Zulieferer fällt der Wechselkurs ins Gewicht, sondern auch Löhne und Gehälter sowohl nationaler als auch internationaler Mitarbeiter sind davon betroffen.

Wenn Sie Ihren Angestellten leistungs- und gewinnabhängige Boni gewähren, ist es entscheidend, diese in den entsprechenden Zusammenhang zu stellen. Ihre Mitarbeiter haben vielleicht hervorragende Leistungen erbracht und einen beträchtlichen Gewinn erwirtschaftet – der leider umgehend von einem Ausschlag des Wechselkurses zunichte gemacht wird.

In diesem Fall sollten Sie Ihr Vergütungssystem dahingehend überarbeiten, dass es leistungsstarke Mitarbeiter belohnt und gleichzeitig das Wechselkursrisiko mindert.

James betont: „Wenn Sie in irgendeiner Weise mit Wechselkursen zu tun haben, sollten Sie diese als ernstzunehmendes Risiko in Ihre Überlegungen einbeziehen.“
Die Volatilität der letzten Jahre zeigt, dass wir es nicht mehr nur mit einem überschaubaren Ausmaß an Risiken bzw. Verlusten zu tun haben, sondern dass beide sich stetig erhöhen,“ fügt er hinzu.

Die Zusammenarbeit mit einem Experten für Währungsrisikomanagement kann Ihnen einen besseren Einblick darüber verschaffen, welchem Währungsrisiko Sie ausgesetzt sind. Gleichzeitig hilft er bei der Erarbeitung von Strategien, mit denen Sie die Auswirkungen von Wechselkursschwankungen auf Ihre Mittelabflüsse und Ihren Nettogewinn abfangen können

 

Der Wechselkurs kann zu unbeständiger Nachfrage führen

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Aus heiterem Himmel gehen Bestellungen aus dem Vereinigten Königreich ein, obwohl Sie in dieser Region kaum Marketing betreiben. Die Nachfrage ist so groß, dass Sie Ihren Produktionszeitplan und Ihre Beschaffungskette anpassen.

Doch sobald Ihre Organisation steht, verringert sich die Nachfrage drastisch, und Sie bleiben auf den Ausgaben sitzen. Wie konnte das passieren?

Wechselkursschwankungen spielen eine wesentliche Rolle beim Entstehen der Nachfrage für Ihr Angebot. Eine günstige Entwicklung lässt Ihre Produkte in bestimmten Gegenden erschwinglicher erscheinen, während eine negative Entwicklung den gegenteiligen Effekt erzielt. Hinzu kommt, dass interne Devisentransfers unter den ausländischen Einheiten Ihres Unternehmens die Leistungskennzahlen verfälschen und dadurch einen irreführenden Eindruck von der Effizienz einer Abteilung vermitteln können.

Genau das ist zahlreichen kleinen Unternehmen zur Zeit des Brexit passiert. Extreme Ausschläge des EUR/GBP-Wechselkurses führten dazu, dass Kunden billige oder teure Produkte geboten wurden.
Hinzu kam, dass Unternehmen, deren Barreserve teilweise aus GBP bestand, sogar ein Währungsrisiko für bereits eingegangene Zahlungen befürchten mussten.

 

Ein Konto in lokaler Währung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch er sollte durch eine effiziente Form des Umwechselns in Ihre eigene Währung sowie eine umfassende Strategie zum Währungsrisikomanagement ergänzt werden.

 

Betrachten wir das Beispiel Nooz Optics. Die Eröffnung eines Kontos in USD ermöglichte dem Unternehmen beim Handel mit amerikanischen Kunden eine Verringerung der Kosten der Währungsumrechnung. Darüber hinaus gelang es durch besseres Risikomanagement mittels Termingeschäfte, die Gewinnspanne um 10 % zu erhöhen.

Zum Währungsrisikomanagement gehört mehr als nur die Überwachung der Wechselkurse. Es handelt sich vielmehr um eine Gesamtstrategie, die einerseits die Auswirkung fluktuierender Wechselkurse eindämmen und andererseits Sie davor schützen soll, auf die falschen Nachfragetreiber zu reagieren.

 

Der Wechselkurs wirkt sich auf die Nebenkosten aus 

Am deutlichsten schlagen sich Wechselkursschwankungen in Lieferantenbeziehungen und in der Kundennachfrage nieder. Doch auch bei den Kosten jener Bestandteile, die Sie zum Führen Ihres Unternehmens benötigen, machen sie sich bemerkbar. Selbst wenn Sie sie nicht direkt bezahlen, kommen sie doch in den Herstellungskosten (COGS) zum Tragen.

So steht zum Beispiel der Ölpreis in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Kurs des amerikanischen Dollars. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2020 zeigte, dass der Ölpreis dem Stand des USD folgt, und dass sich aus einem starken bzw. schwachen Dollar zuverlässig das Niveau des Ölpreises ableiten ließ. 

Angesichts der zentralen Bedeutung des US-Dollars als Tauschmittel ergibt sich daraus ein Dominoeffekt mit Folgewirkungen für den Euro und das Britische Pfund.

Sobald der Ölpreis schwankt, fluktuieren auch Ihre Kosten für Transport und Logistik. Dies wiederum bringt Ihren Haushaltsentwurf ins Wanken. Auch wenn sich diese von Wechselkursschwankungen verursachten Risiken nicht genau absehen lassen, hilft es immerhin, sich ihrer bewusst zu sein, um die größte Gefahr zu bannen.

Eine Möglichkeit ist es, mit Ihren Zulieferern Verträge mit festem Wechselkurs abzuschließen. Vereinbaren Sie zum Beispiel mit Ihrem Logistik-Partner vorab einen festen Kurs und schützen Sie sich so vor exzessiven Preisschwankungen.

 

Wechselkurse sind komplex, das Risikomanagement ist einfach

Für zahllose KMU ist die Auseinandersetzung mit dem Währungsrisiko ein unvermeidlicher Aspekt ihres Aufbruchs in den internationalen Markt; eine weitere Herausforderung, auf die sie gerne verzichtet hätten. 
Wechselkurse werden von mehreren Faktoren wie der Inflation, der geopolitischen Lage und der globalen wirtschaftlichen Entwicklung bestimmt. Einen Überblick über all diese Faktoren zu behalten ist fast nicht möglich.

Doch selbst wenn Sie auf die Weltwirtschaft wenig Einfluss haben, können Sie doch das Nötige tun, um Ihr eigenes Währungsrisiko niedrig zu halten.

„Prüfen Sie zunächst gründlich, inwieweit Sie einem Wechselkursrisiko ausgesetzt sind, und erstellen Sie dann zusammen mit Ihrem FX-Partner eine Übersicht über Ihre Optionen und erarbeiten Sie gemeinsam eine Strategie zum Währungsrisikomanagement, die genau zu Ihren Bedürfnissen und Zielen passt,“ rät James Gunn. 

Würden Sie sich gerne darüber informieren, welche Strategie zur Steuerung des Währungsrisiko sich für Sie am besten eignet? Nutzen Sie unseren Absicherungssimulator!

 

 

Häufig gestellte Fragen

 

Wie wirken sich Fluktuationen des Wechselkurses auf die internationale Geschäftstätigkeit aus?

Derartigen Schwankungen beeinflussen international tätige Unternehmen jeglicher Größe auf folgende Weise:

Sie wirken sich auf die Kosten für die Beschaffung von Gütern über Zulieferer aus.
Sie können Verluste bzw. Gewinne nach sich ziehen, wenn Mittel in die ursprüngliche Währung des   Unternehmens zurückgetauscht werden.
Sie können die Kosten von Nebendienstleistungen erhöhen bzw. verringern.

Als Folge davon können grenzüberschreitende Zahlungen sich riskant gestalten.

 

Warum schwanken Wechselkurse?

Wechselkursschwankungen beruhen auf folgenden Ursachen:


  • Inflation
  • geopolitische Faktoren
  • Angebot und Nachfrage
  • spekulative Kräfte
  • Maßnahmen der Zentralbanken wie das Einführen oder Aufheben von Währungsbindungen
  • Maßnahmen zur quantitativen Lockerung

 

Welchen Beitrag jeder einzelne Faktor zum Wechselkurs leistet, lässt sich vermutlich nicht so einfach feststellen, deshalb sollten KMU sich mit ihrem eigenen Währungskursrisiko befassen, anstatt jede noch so kleine Variable akribisch zu verfolgen.

Wenn Sie sich auf das konzentrieren, was Sie beeinflussen können, dämmen Sie Ihr Risiko ein und wahren Ihre Gewinnspanne.

 

Wodurch wird der Wechselkurs einer Währung beeinflusst?

Der Wechselkurs jeder Währung reagiert auf Angebot und Nachfrage. Er fällt, wenn das Angebot an einer bestimmten Währung die Nachfrage danach übersteigt und steigt, wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot.

 

Wie oft ändert sich der Wechselkurs?

Der Wechselkurs schwankt ununterbrochen. Dies liegt daran, dass weltweit die Devisenmärkte 24 Stunden am Tag geöffnet sind. Einzelne Währungen werden im Lauf des Tages unterschiedlich intensiv gehandelt.

So besteht beispielsweise beim Währungspaar EUR/USD rege Aktivität, solange die europäischen und amerikanischen Märkte geöffnet sind. Es wird hingegen ruhiger um sie, sobald diese schließen und die asiatischen Märkte öffnen.