Entspannte Auszeit
Die Volatilität an den Devisenmärkten hat sich in den letzten Wochen verringert. Die wichtigsten Sitzungen der Zentralbanken liegen hinter uns. Die Volumen sinken in dieser Zeit des Jahres automatisch. Das Panorama hat sich jedoch kaum verändert. Wir bleiben auf einem Markt, der auf den US-Dollar ausgerichtet ist. Der Dollar-Index, der die Entwicklung des Dollar gegenüber den Währungen der wichtigsten US-Handelspartner darstellt, stieg seit dem 1. Januar um 10,6 %. Das ist etwas weniger als zu Beginn des Jahres. Es gab Gewinnmitnahmen. Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit (Rezession oder keine Rezession?) bleibt der Trend jedoch kurzfristig für den Dollar günstig.
Die Ströme sprechen für sich selbst. Anleger positionieren sich weiterhin long (Kaufpositionen) im US-Dollar und short (Verkaufspositionen) im Euro. Das Wachstum verlangsamt sich auf beiden Seiten des Atlantiks. In der Eurozone (Energiekrise, Tiefpunkt beim Vertrauen der Industrieunternehmen, politisches Risiko in Italien, überlastete Lieferketten usw.) ist der Konjunkturabschwung jedoch besorgniserregender. Wenn sich die Energiekrise im Herbst verschärft, wird die Eurozone wahrscheinlich in die Rezession abrutschen. Dies würde den Abwärtsdruck auf den Euro weiter erhöhen. Der Euro gab im Berichtsmonat gegenüber dem US-Dollar um 2,32 % nach. Dies ist auf die Verschlechterung der Handelsbedingungen infolge der Energiekrise zurückzuführen. Doch das ist erst der Anfang. Wir erwarten in Kürze eine Rückkehr unter die Parität. Ein Einbruch bis etwa 0,90 ist nicht auszuschließen, wenn beispielsweise die russische Gasversorgung unterbrochen wird.
.Die Bank of England (BoE) wird am 4. August ihren Leitzins erhöhen. Bei einer Rede am 19. Juli machte Andrew Bailey, der Gouverneur der BoE, deutlich, dass eine Erhöhung um 50 Basispunkte eine glaubwürdige Option sei (was den Leitzins auf 1,75 % erhöhen würde). Mehrere Faktoren sprechen für eine deutliche Anhebung: die Abstimmung zwischen den Zentralbanken (die US-Notenbank, die Bank of Canada, die Europäische Zentralbank usw. haben die Zinsen allesamt stärker erhöht als erwartet) und die Inflation in Großbritannien, die sich 10 % nähert. Eine Erhöhung um 50 Basispunkte ist bereits von Markt eingepreist. Dies dürfte sich in dieser Woche kaum auf den EUR/GBP-Wechselkurs auswirken, der nach wie vor bei 0,85 liegt.
Die japanischen Behörden mussten letztendlich nicht am Devisenmarkt intervenieren. Der Yen konnte sich etwas erholen. Dies ist eine gute Nachricht für Japan, weil dadurch die importierte Inflation (insbesondere Energieprodukte) verringert werden kann. Der Grund: Die Angst vor einer Rezession in der Eurozone führt zu einer relativ großen Flucht der Anleger (dies ist an den Kapitalströmen abzulesen). Ob die Entwicklung nachhaltig ist, bleibt unsicher. Kurzfristig schließt dies jedoch eine Intervention bei den Devisen aus. Einem ruhigen August steht nichts im Wege. Plötzliche und unerwartete Überraschungen beim Yen wird es nicht geben.
Der Euro rutscht gegenüber dem Schweizer Franken weiter ab. Dies ist eine gute Nachricht für die Schweizerische Nationalbank (SNB), die eine starke Währung will, um die importierte Inflation zu begrenzen. Bisher ist ihr das gelungen. Der Schweizer Franken hat in den letzten drei Monaten gegenüber dem Euro knapp 5% zugelegt. Dazu beigetragen haben die spezifischen Schwierigkeiten der Eurozone (Risiko in Italien, galoppierende Inflation, Energiekrise, Rezessionsrisiko usw.). Die Fundamentaldaten und die technische Analyse deuten nicht auf eine kurzfristige Trendumkehr bei dem Währungspaar hin. Die Abwertung bei EUR/CHF dürfte weitergehen, mit einem monatlichen Ziel von 0,9488.
Mit der bisherigen Abwertung des Euro ist es noch nicht getan. Sie könnte sich diese Woche sogar beschleunigen, wenn die Reserve Bank of Australia (RBA) am Dienstag eine deutliche Leitzinserhöhung beschließt. In dem vor knapp zwei Wochen veröffentlichten Protokoll ihrer Juli-Sitzung erklärte die RBA, dass der Leitzins (aktuell bei 1,35 %) noch zu niedrig sei, um die anhaltende Inflation zu bekämpfen. Aus makroökonomischer Sicht hat die RBA echten Spielraum, um ihre Geldpolitik zu straffen (die Arbeitslosenquote liegt auf dem tiefsten Stand seit 50 Jahren!). Vor diesem Hintergrund gehen wir von ambitionierten Erwartungen aus und rechnen im August mit einer Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte (dies ist nicht der Konsens).
Das Niveau von 393,21 ist für das Währungspaar EUR/HUF wichtig. Es handelt sich um eine Unterstützungslinie, die im Juni und Juli mehrfach getestet wurde und systematisch eine Erholung ermöglichte. Wir gehen bei EUR/HUF nach wie vor von einer Aufwärtsentwicklung aus (auch wenn der Euro vor großen Schwierigkeiten steht). Die ungarische Notenbank hat ihre Geldpolitik im Juli erneut drastisch verschärft (Anhebung des Leitzinses um 100 Basispunkte auf 10,75 % - das ist der höchste Stand seit 2008). Derzeit reicht dies nicht aus, um den HUF nachhaltig zu unterstützen und die (immer noch zweistellige) Inflation einzudämmen. Kurzfristig werden weitere Maßnahmen folgen. Aber sie werden sicherlich weitgehend verpuffen. Der Konflikt zwischen der ungarischen Regierung und der Europäischen Kommission ist einer der Faktoren (aber sicherlich nicht der einzige), der erklärt, warum der HUF in der gegenwärtigen Situation weniger widerstandsfähig ist als die anderen Währungen aus Mittel- und Osteuropa.
Datum | Währung | Ereignis |
02/08 |
AUD | Sitzung der australischen Zentralbank |
04/08 |
GBP | Sitzung der Bank of England |
05/08 | USD | Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für den Monat Juli |
10/08 |
USD | Verbraucherpreisindex für Juli |
16/08 |
EUR | ZEW-Index zur Konjunkturerwartung in Deutschland für August |
18/08 |
EUR | Verbraucherpreisindex für Juli |