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Oktober 2022 - aktuelle Entwicklungen auf dem Devisenmarkt

Geschrieben von iBanFirst | 06.10.2022 11:51:00

Unsere Experten analysieren für Sie die neuesten Entwicklungen auf dem Devisenmarkt und liefern Ihnen ihre Prognosen für den kommenden Monat.
 

Zentralbanken kommen aus der Deckung

Wissen Sie, was man unter „monetärer Staatsfinanzierung“ versteht? Wenn eine Zentralbank keine andere Wahl hat, als auf dem Markt zu intervenieren, um stark steigende Staatsschuldkosten zu vermeiden. Dies geschah letzte Woche in Großbritannien. Wir werden noch sehen, dass andere Zentralbanken dringend denselben Weg einschlagen, solange die Staatsverschuldung derart hoch ist (was normalerweise zu höheren Fremdkapitalkosten führt). Die Zentralbanken sind ebenfalls am Zug, um ihre Währung zu stützen, die sich gegenüber dem US-Dollar abschwächt. Hierbei haben einige mehr Glück als andere. In Japan sind die Interventionen im Moment wirksam. In Indien beispielsweise sieht die Lage durchwachsener aus. Wir stehen am Beginn einer Phase von hoher Volatilität am Devisenmarkt. Dies ist eine andere Konstellation als in Vorjahren.

 

EUR/USD
Höchststand: 1,0150 Tiefststand: 0,9567 Abweichung: -2,48 %

Der Euro ist gegenüber dem US-Dollar offensichtlich unterbewertet. Klar ist, dass dies im Normalfall zu einer starken technischen Erholung führen könnte. Doch wie wir seit Juli mehrfach gesehen haben, scheitert am Ende jeder Rebound-Versuch. Dies war auch letzte Woche der Fall. Die anhaltende Euro-Schwäche ist unvermeidbar. Die Überschreitung der Schwelle von 0,95 (die sowohl als technische Unterstützung als auch als wichtiges psychologisches Niveau fungiert) könnte bis zum Jahresende zu einem weiteren Rückgang in Richtung 0,90 führen. Die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Monatsende wird daran nichts ändern.

 
EUR/GBP
Höchststand: 0,9281 Tiefststand: 0,8566 Abweichung: +1,27 %

Das britische Pfund befindet sich in einer schlechten Position. Mit dem japanischen Yen gehört es zu den beiden Hauptwährungen, gegenüber denen seit Kurzem eine starke Spekulationsbewegung zu beobachten ist. Die Intervention der Bank of Japan (BoJ) zur Unterstützung des Yen scheint wirksam zu sein. Dies gilt aber nicht für das britische Pfund. Der wirtschaftliche Zusammenbruch Großbritanniens (fünf Quartale lang wird eine Rezession erwartet!) und die Flucht ausländischer Investoren (die entscheidend sind, um dem Land einen gewissen Status zu sichern) sind zwei Faktoren, die die britische Währung nach unten treiben. In diesem Zusammenhang ist es nicht unwahrscheinlich, dass bei EUR/GBP die Parität erreicht wird. Vor einem Monat wäre dies völlig ausgeschlossen gewesen. Das ist nun ein glaubwürdiges Szenario.

 

EUR/JPY
Höchststand: 145,64 Tiefststand: 137,37 Abweichung: +1,55 %

Vor weniger als zwei Wochen intervenierte die BoJ am Devisenmarkt, um den japanischen Yen nach verhaltenen Monaten zu stützen. Konkret kaufen japanischen Banken auf Anweisung des Finanzministeriums Yen und verkaufen Dollar. Die BoJ hat ein Kursniveau festgelegt, bei dem 145 Yen für einen Dollar nicht überschritten werden sollen. Dies scheint die Spekulation einstweilen gebremst zu haben. Dies hatte jedoch keine nennenswerten Auswirkungen auf das Währungspaar EUR/JPY. Der Trend weist im Monatsvergleich weiterhin nach oben. Dies erklärt sich zum Teil durch die Neupositionierung der Käufer im Euro. Mittelfristig erwarten wir für dieses Währungspaar weiterhin eine rückläufige Entwicklung, denn die Energiekrise in Europa wird sich wohl negativ auf den Wechselkurs der Gemeinschaftswährung auswirken.

 

EUR/CHF
Höchststand: 0,9783 Tiefststand: 0,9430 Abweichung: -1,90 %

Ähnlich wie beim EUR/USD ist der Trend beim EUR/CHF klar. Wir stehen vor einer länger anhaltenden Abwertungsphase mit einem Ziel von 0,91 zum Jahresende. Der Schweizer Franken wird sowohl durch die Risikoscheu (der Status als sicherer Hafen ist für die Währung hilfreich) als auch durch die restriktivere Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (was noch vor einigen Monaten unvorstellbar war) unterstützt. Demgegenüber wurde der Euro durch eine, für allzu zaghafte befundene Straffung der Geldpolitik, eine Inflation, die im September die Schwelle von 10 % erreichte (was eine Verarmung der Bevölkerung in der Eurozone bedeutet), und einen Energiekrieg mit Russland belastet. Alles das sind Faktoren, die für einen Rückgang des EUR/CHF sprechen.

 

EUR/CAD
Höchststand: 1,3565 Tiefststand: 1,2971 Abweichung: +2,75 %
Der Euro erholte sich Ende September gegenüber dem kanadischen Dollar kräftig (beim australischen Dollar ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten). Bekanntermaßen hält dies jedoch nicht an, wenn sich die Bewegungen auf dem Devisenmarkt verschärfen. Mittelfristig setzen wir beim Währungspaar EUR/CAD weiterhin auf eine Abwärtsentwicklung. Die Spanne von 1,2960-70, die kurzfristig zu einer neuen technischen Erholung führen kann, gilt es im Auge zu behalten.

 

EUR/AUD
Höchststand: 1,5330 Tiefststand: 1,4604 Abweichung: +4,32 %

Die Aufwertung des Euro gegenüber dem australischen Dollar spiegelt drei Faktoren wider: 1) die Einschätzung, dass sich die australische Zentralbank dem Ende ihres geldpolitischen Straffungszyklus nähert (dies war in den letzten Monaten ein wichtiger Unterstützungsfaktor für den australischen Dollar); 2) die Dämpfung der Rohstoffpreise (die sich logischerweise durch den Nachfragerückgang in einer Rezessionsphase erklärt); und 3) eine Neupositionierung der Trader im Euro (nach einer langen Phase mit einer erheblichen Euro-Schwäche sind viele long positioniert). Wir bezweifeln jedoch, dass diese Aufwärtsbewegung nachhaltig ist. Der Winter wird für die europäische Gemeinschaftswährung schwierig sein.

 

EUR/CNH
Höchststand: 7,0495 Tiefststand: 6,8650 Abweichung: +0,83 %
Die PBoC ist die andere große Notenbank, die vergangene Woche am Devisenmarkt intervenierte (wahrscheinlich über öffentliche chinesische Banken). Dadurch konnte dem unerwarteten und plötzlichen Einbruch des CNY gegenüber dem USD Einhalt geboten werden. In der Zwischenzeit bleibt das EUR/CNH-Paar eher stabil und liegt zwischen 6,80 und 7,00. Kurzfristig wird sich die Volatilität wahrscheinlich weiter in Grenzen halten. China hat kein Interesse daran, dass der EUR/CNH kurz vor dem 20. Kongress der chinesischen Kommunistischen Partei ab Mitte Oktober abrupte Bewegungen erlebt.

 

EUR/HUF
Höchststand: 423,74 Tiefststand: 394,07 Abweichung: +5,57 %

Trader befinden sich in einer Arbitrage-Situation. Der Euro wird zwar durch die wahrscheinlich schon begonnene Rezession und die Energiekrise geschwächt. Aber gegenüber dem Forint erscheint der Euro als stärkere Währung. Mehrere Faktoren belasten den Forint: der anhaltende Konflikt zwischen Brüssel und Budapest (auch wenn kürzlich positive Signale auf beiden Seiten zu vernehmen waren), die starke Energieabhängigkeit von Russland und die Tatsache, dass die ungarische Zentralbank einem starken politischen Druck ausgesetzt ist. Alles dies wird das Paar EUR/HUF kurzfristig noch zu höheren Ständen treiben, wahrscheinlich im Bereich von 430-440.

 

USD/HUF
Höchststand: 437,36 Tiefststand: 386,72 Abweichung: +8,26 %
In Krisenzeiten haben Nebenwährungen nicht viel zu lachen. Das bekam der Forint im Vormonat zu spüren, als er einen neuen Rekordstand von 437,36 erreichte. Im aktuellen Marktumfeld spielt der Umfang der Zinserhöhungen, den die ungarische Zentralbank beschließen kann, kaum eine Rolle, denn nach unserer Einschätzung wird dies nur kurzfristig positiv für den Forint sein, bestenfalls. Wir befinden uns in einem Markt, auf dem Dollar angekauft werden, mit Spannungen auf dem Kreditmarkt (Großbritannien und Kontinentaleuropa) und einer schwachen Weltwirtschaft (eine globale Rezession ist fast schon so gut wie sicher). In den kommenden Monaten werden wir eine Kapitalflucht in die USA erleben. Für das Währungspaar USD/HUF dürfte dies zu neuen Rekorden führen. Vielleicht ist eine Spitze von 450 beim USD/HUF kein absurdes Ziel mehr.

 
Wirtschaftskalender:

 

Datum Währung Ereignis

 

04/10

AUD Sitzung der Zentralbank

 

05/10

USD ADP-Umfrage zur privaten Beschäftigung in den USA im September
07/10 USD NFP-Bericht über die Beschäftigung in den USA im September

13/10

USD US-Verbraucherpreisindex für September

 

16/10

CNH Eröffnung des 20. Kongresses der Kommunistischen Partei Chinas

 

18/10

CNH Bekanntgabe des chinesischen BIP für das 3. Quartal

25/10

HUF Sitzung der Zentralbank

27/10

EUR

Sitzung der Zentralbank