Kurzfristige Schwäche des US-Dollar
Der Dollar-Index, der die Veränderung des US-Dollar gegenüber den Währungen seiner wichtigsten Handelspartner misst, verzeichnete im Oktober gegenüber dem Vormonat einen Rückgang um 4%. Dieser Rückgang – stärkste seit Jahresbeginn – ließ die Märkte aufatmen. Ein starker Dollar steht in der Regel für ein schwächelndes Wirtschaftswachstum und Schwierigkeiten der Schwellenländer. Aber Vorsicht ist geboten, denn der Aufwärtszyklus des US-Dollar dürfte noch nicht beendet sein. Im Jahresvergleich verzeichnet der Dollar-Index einen Anstieg um 16,8%. Ein Zeichen dafür, dass es in der Weltwirtschaft, die sich allmählich in Richtung Rezession bewegt, keine Alternative zum US-Dollar gibt.
Laut dem Commitments of Traders Report (COT-Bericht) der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) gehen erstmals seit Anfang Juni 2020 die meisten Spekulanten beim Euro wieder von einem Anstieg aus. Wir bezweifeln allerdings, dass diese Entwicklung Bestand haben wird. Die Eurozone wird auf kurze Sicht durch zu viele makroökonomische Risiken belastet, darunter eine möglicherweise schwere Rezession in Deutschland, die Gefahr von Stromausfällen, eine fortschreitende Inflation, die sich auf alle Bereiche der Wirtschaft ausbreitet, und das Platzen von Immobilienblasen in mehreren Ländern. Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Zentralbank keine andere Wahl, als auf Autopilot zu schalten und ihre geldpolitische Straffung fortzusetzen (Leitzinserhöhung um 75 Basispunkte im Oktober und voraussichtlich um 50 Basispunkte im Dezember).
Es wäre verfrüht, den starken Rückgang von EUR/GBP im Oktober als Zeichen dafür zu sehen, dass das Vertrauen in die britische Wirtschaft zurück ist. Auf der Grundlage des CoT-Berichts der CFTC lässt sich feststellen, dass Spekulanten weiterhin überwiegend das Pfund abstoßen. Diese Entwicklung hält seit März 2022 ununterbrochen an. Die britische Wirtschaft zeigt alle Merkmale eines Schwellenlands, so zum Beispiel der Zusammenbruch der Währung gegenüber dem Dollar, politische Instabilität, die Immobilienblase, ein beispielloser Anstieg der Energiepreise und eine rasante Zunahme des Leistungsbilanzdefizits, mit dem die Abhängigkeit von ausländischen Investoren gemessen wird. Wir verhalten uns vorsichtig und meiden britische Vermögenswerte. Anlegern, die in der britischen Währung engagiert sind, empfehlen wir zudem eine solide Strategie zur Absicherung des Wechselkurses. Der 17. November wird ein wichtiger Tag für das britische Pfund sein. An diesem Tag wird die neue Regierung den Haushaltsplan für 2023 vorstellen, nachdem der Mini-Haushalt der kurzlebigen Premierministerin Liz Truss Ende September eine Panik an den Märkten ausgelöst hat.
Zur Stützung des Yen interveniert die japanische Notenbank seit mehreren Wochen direkt am Devisenmarkt. Dadurch will sie eine Erholung der Währung gegenüber dem US-Dollar herbeiführen, allerdings sind damit auch Auswirkungen auf EUR/JPY verbunden. Ihr Versuch scheiterte jedoch kläglich. Allein in der vergangenen Woche intervenierte die Notenbank mit 30 Milliarden Dollar durch den Verkauf von Dollar und den Kauf von Yen, ohne dass damit der Fall des Yen gebremst werden konnte. Es ist seit langem bekannt, dass unkoordinierte Interventionen von Notenbanken selten Erfolg haben. Wir erwarten daher, dass die Abwertung des Yen kurz- und mittelfristig anhalten wird.
Nach einem längeren Abwärtstrend des Währungspaars konnte man mit einer technischen Erholung rechnen. Diese trat dann im Oktober auch ein (+3,95%). Die Anleger zeigten sich jedoch bisher noch wenig überzeugt. In der Tat verlor die Aufwärtsbewegung an Schwung, als sich der Kurs der Parität näherte. Wir behalten für EUR/CHF einen bärischen Ausblick bei. Der Schweizer Franken dürfte sich in den kommenden Monaten, wenn die wirtschaftlichen Risiken in der Eurozone Gestalt annehmen, als sicherer Hafen anbieten. Die Schweiz ist zwar nicht immun gegen die weltweiten wirtschaftlichen Probleme, weist jedoch dank der in Schach gehaltenen Inflation eine eher positive Bilanz auf. Unser Jahresendziel liegt bei 0,96.
Die Reserve Bank of Australia (RBA) wird auf ihrer Sitzung am 1. November über die Richtung ihrer Zinspolitik beraten. Laut einer diese Woche veröffentlichten Reuters-Umfrage erwarten fast 90% der befragten Analysten einen Anstieg von nur 25 Basispunkten (wie im Vormonat) auf 2,85%. Kurzfristig dürfte die RBA ihre Strategie der kleinen Schritten fortsetzen, um zu verhindern, dass das restriktivere Finanzumfeld den Immobiliensektor aus dem Ruder laufen lässt, bei dem schon jetzt Anzeichen einer Blase zu beobachten sind. Die RBA war die erste Notenbank, die einen solchen Schwenk vollzog und sich stärker auf die Risiken für das Wachstum als auf die Inflation konzentrierte. Sie sollte nicht die einzige bleiben. Seitdem sind zwei weitere Notenbanken diesem Weg gefolgt: die Bank of Canada und die mexikanische Notenbank.
Angesichts der anhaltenden Abwertung des Forint kündigte die ungarische Notenbank am 14. Oktober eine Reihe kreativer Maßnahmen an, um den Druck auf den Wechselkurs abzuschwächen, darunter die Bereitstellung von Devisen für Energieimporteure. Diese Maßnahmen waren kurzfristig erfolgreich. Es ist jedoch ungewiss, ob ihre Wirkung auf den Wechselkurs von Dauer ist, da die Inflation im September auf über 20% gestiegen ist, die Wirksamkeit der Geldpolitik durch eine anhaltende Liquiditätsschwemme eingeschränkt wird und das Leistungsbilanzdefizit immer weiter steigt. Der Anstieg von EUR/HUF könnte sich daher schon bald fortsetzen.
Datum | Währung | Ereignis |
01/11 |
AUD | Sitzung der Zentralbank |
02/11 |
USD | Fed Sitzung |
03/11 | GBP | Sitzung der Zentralbank |
04/11 |
USD | Beschäftigungsbericht des US-Arbeitsministeriums |
08/11 |
USD | Midterms (Zwischenwahlen) |
10/11 |
USD | Verbraucherpreisindex im Oktober |
15/11 |
USD | Erzeugerpreisindex im Oktober |
17/11 |
GBP | Vorstellung des britischen Haushaltsplans für 2023 |
22/11 |
HUF | Sitzung der Zentralbank |
24/11 |
EUR | Treffen der EU-Energieminister |
24-25/11 |
USD | Thanksgiving |