Wie zu erwarten, war die Sitzung der Europäischen Zentralbank nicht von großer Bedeutung. Der eigentlich wichtige Termin für das Währungspaar EUR/USD ist die Zusammenkunft der Fed am 02. und 03. November. Innerhalb der US-Notenbank besteht Einstimmigkeit darüber, dass die Geldpolitik durch Zurückschrauben der Wertpapieraufkäufe (Tapering) normalisiert werden muss. Jeden Monat kauft die Zentralbank auf den Finanzmärkten Wertpapiere im Wert von durchschnittlich 120 Milliarden Dollar zurück. Ab Mitte November oder spätestens ab Anfang Dezember sollte das Volumen der Wertpapieraufkäufe um 15 Mrd. USD pro Monat zurückgehen. Bei diesem Tempo würde die Zentralbank ab Juni 2022 dann keine Wertpapiere mehr aufkaufen. Der Devisenmarkt geht davon aus, dass eine erste Zinserhöhung im September 2022 erfolgen könnte, sofern die Inflationsrate hoch bleibt. Das bevorstehende Treffen ist also wichtig. Jede Äußerung hinsichtlich der Entwicklung der Inflation wird genau unter die Lupe genommen. Für Mittwoch, den 03. November, abends ist eine hohe Volatilität bei den USD-Währungspaaren zu erwarten.
Das Währungspaar EUR/GBP ist definitiv aus der im Sommer bestehenden Spanne von 0,85 - 0,86 ausgebrochen. Das Pfund Sterling legte im Oktober gegenüber dem Vormonat um 1,56 % zu. Die Hauptursache dafür ist die Erwartung, dass die Bank of England (BoE) bereits bei ihrer Sitzung am Donnerstag, den 04. November, die Zinssätze erhöhen wird. Denn da der Inflationsdruck zunimmt und Anfang nächsten Jahres möglicherweise 5 % im Jahresvergleich überschreiten könnte, geht der Devisenmarkt davon aus, dass die Zentralbank ihren Leitzins im November um 15 - 25 Basispunkte anheben wird. Es kommt äußerst selten vor, dass die Bank of England sich schon vor der US-Notenbank entschließt, zu handeln. Doch der sprunghafte Anstieg der Inflation im Vereinigten Königreich lässt der BoE wohl kaum eine andere Wahl. Aber Vorsicht: Die Zinssatzanhebung ist nicht garantiert. Wir müssen also wachsam sein. Einzig sicher ist derzeit, dass die GBP-Währungspaare in der ersten Novemberwoche sich volatil entwickeln werden.
Unserer Ansicht nach war der Anstieg des Euro gegenüber dem japanischen Yen im Oktober hauptsächlich auf eine technische Erholung zurückzuführen. Die kurzfristigen Aussichten für die Weltwirtschaft und insbesondere die Entwicklung der Inflation sollten die Mitspieler in den Devisenmärkten logischerweise dazu animieren, sich auf sichere Anlagen (US-Dollar, Schweizer Franken und natürlich den japanischen Yen) zu verlagern. Das nennt man Flucht in die Qualität. Eine Rückkehr des Währungspaares in den Bereich von 130-129 ist auf kurze Sicht nicht auszuschließen. Was die Geldpolitik betrifft, so verbleibt Japan auf Autopilot. Wir gehen nicht davon aus, dass die Zentralbank ihre Haltung in den kommenden Monaten ändern wird.
Der EUR/CHF-Kurs erreichte Ende Oktober den tiefsten Wert seit elf Monaten in den Devisenmärkten. Die Aufwertung des Schweizer Frankens ist beispielsweise auch gegenüber dem US-Dollar bemerkbar. Die Devisenhändler sind über die Entwicklung der Inflation besorgt, was sie in sichere Anlagen, darunter auch in den Schweizer Franken, zurücktreibt. Angesichts der Unsicherheiten in der Weltwirtschaft dürfte der Schweizer Franken auf kurze Sicht weiter steigen. Seit Mitte September hat die Schweizer Währung gegenüber dem Euro um fast 2,6 % zugelegt. Die Schweizerische Nationalbank, die das Verhalten des CHF genau beobachtet, hat sich seit Anfang des Jahres aus dem Markt herausgehalten. Erst letzte Woche gab es eine kleine Intervention im Devisenmarkt - die erste seit sechs Wochen. Derzeit zweifeln wir, dass die Schweizer Zentralbank stärker im Devisenmarkt eingreifen wird.
Für das Währungspaar EUR/CAD war Volatilität das Gebot der Stunde. Ende Oktober kletterte der kanadische Dollar gegenüber dem Euro auf ein 20-Monats-Hoch. Der „hawkishe“ (d.h. für straffere geldpolitische Maßnahmen eintretende) Ton der Bank of Canada war die Hauptursache für diesen Anstieg. Hinzu kommt, dass die Rohstoffpreise in den letzten Wochen erheblich zugelegt haben. Die kanadische Zentralbank beendete überraschend ihr Wertpapieraufkaufprogramm im Rahmen der quantitativen Lockerung (QE), und insbesondere deutete sie an, dass eine erste Zinserhöhung Mitte 2022 wahrscheinlich sei. Der Marktkonsens geht davon aus, dass eine Zinserhöhung bereits im März oder April nächsten Jahres erfolgen könnte. Alles deutet darauf hin, dass der Anstieg des kanadischen Dollars gegenüber dem Euro sich erst am Anfang befindet. Es gibt aber immer noch einige Devisenhändler, die sich gegenüber dem kanadischen Dollar bärisch positioniert haben. Das dürfte jedoch nicht von Dauer sein. Sobald diese Positionen geschlossen werden, sollte die kanadische Währung sehr schnell an Wert gewinnen.
Die Richtung des EUR/AUD war im Oktober klar. Die europäische Einheitswährung musste im Monatsvergleich um fast 3,85 % an Wert abgeben. Dies ist hauptsächlich auf die Aufwertung des australischen Dollars zurückzuführen. Zwei Faktoren waren dabei von entscheidender Bedeutung, — der anhaltende Anstieg der Rohstoffpreise in einem zunehmend angespannten wirtschaftlichen Umfeld und die Aussicht auf eine früher als erwartete Zinserhöhung durch die australische Zentralbank. Der Devisenmarkt rechnet mit einer ersten Zinserhöhung Mitte 2022, möglicherweise im September oder November, gegenüber früheren Erwartungen, die eine Zinserhöhung im Jahr 2023 prognostizierten. Auch hier führt der verstärkte Inflationsdruck zu einer Beschleunigung des Zeitplans für die Normalisierung der Geldpolitik. Angesichts des kräftigen Anstiegs des AUD in den letzten Wochen sind kurzfristige Gewinnmitnahmen nicht auszuschließen.
Die chinesische Währung verhält sich weiterhin stark. Dies hängt mit dem Bestreben der Behörden in Peking zusammen, die Energieversorgung um jeden Preis zu sichern. Eine starke Währung senkt nämlich die Kosten für Energieimporte. Darüber hinaus ist anzumerken, dass sich die Probleme im chinesischen Immobilienmarkt anscheinend nur sehr begrenzt auf den CNH auswirken, wie man es erwarten konnte. Solange die Energiekrise andauert, wird der EUR gegenüber dem CNH wahrscheinlich weiterhin an Wert verlieren.
Unserer Meinung nach ist der Anstieg des Euro gegenüber dem HUF im Monatsvergleich sowohl auf eine technische Erholung als auch auf die Unsicherheit hinsichtlich des Tempos der geldpolitischen Straffung in Ungarn zurückzuführen. Letzteres dürfte jedoch nur kurzfristig eine Auswirkung haben. Die ungarische Zentralbank gehört zu den aggressivsten Zentralbanken der Schwellenländer, wenn es darum geht, dem Inflationsdruck zu begegnen. Es sind weitere Zinserhöhungen zu erwarten. Ihr Ausmaß ist jedoch ungewiss. Ende Oktober wies der stellvertretende Gouverneur der Zentralbank, Barnabas Virag, darauf hin, dass das Land mit einer längeren Phase hoher Inflation konfrontiert sei und dass bis zum Jahresende weitere Zinserhöhungen wahrscheinlich seien, möglicherweise in einer Größenordnung von jeweils 15 Basispunkten.
In diesem Fall lässt sich die Aufwertung des USD/HUF durch ein sehr einfaches Phänomen erklären: Flucht in die Qualität. In einer unsicheren Wirtschaftslage, die sich durch erhöhte Inflation in vielen Ländern auszeichnet, scheint der US-Dollar ein sicherer Hafen zu sein. Anleger in aller Welt ziehen ihr Geld aus risikoreichen Anlagen ab und investieren es in den US-Markt, üblicherweise in Staatsanleihen. Dies stützt den Wechselkurs des Greenback. Dieses Phänomen wird höchstwahrscheinlich kurzfristig andauern.
DATE | CURRENCY | EVENT |
---|---|---|
02/11 | AUD |
Sitzung der Zentralbank |
03/11 | USD |
Sitzung der Zentralbank |
04/11 |
GBP |
Sitzung der Bank of England |
05/11 | USD |
Bericht über den amerikanischen Arbeitsmarkt im Januar (auch NFP-Bericht genannt) |
08-11/11 | CNH |
CNH Sechste Plenartagung des 19. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas |
09/11 | USD |
USD Erzeugerpreise in den USA im Oktober |
10/11 | USD |
US-Verbraucherpreisindex für Oktober |
16/11 | HUF |
Sitzung der Zentralbank |
25/11 | USD |
Erntedankfest |