Anfänglich hatte der Devisenmarkt kaum auf die zunehmenden Spannungen in der Ukraine reagiert. Die Akteure glaubten lange Zeit, dass der Konflikt lokal und auf den Donbass beschränkt bleiben würde. Alles änderte sich, als sich Russland am Donnerstag, den 24. Februar, zum Einmarsch in das gesamte Land entschied. Bei den Devisen legte die Volatilität daraufhin wieder kräftig zu. Der Markt schaltete auf „Risikoaversion“ (Rückzug in sichere Häfen wie CHF und USD). Auch Rohstoffwährungen können sich gut behaupten. Sie profitieren von den stark steigenden Preisen für Energie und Agrarprodukte. Wir befinden uns in einer Phase der Ungewissheit, die bestenfalls bis zu einem Waffenstillstand anhalten wird. Der Euro dürfte gegenüber den wichtigsten anderen Währungen weiter fallen. Abrupte Währungsschwankungen sind wahrscheinlich, ähnlich wie am 24. Februar und letzten Montag (nach den harten Sanktionen, die am Wochenende gegen Russland verhängt wurden).
Unser Ziel von 1,10 wird sicherlich viel schneller erreicht werden, als wir erwartet hatten. Das zunehmende geopolitische Risiko im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine führte in den letzten Wochen zu einer praktisch allgemeinen Abwertung des Euro (auch wenn es einige Ausnahmen gibt). Solange die Lage vor Ort komplex bleibt, dürfte der Euro weiter fallen. Die technische Analyse zeigt ein Ziel von 1,0920, falls der symbolische Bereich von 1,10 durchbrochen wird. Trotz des starken Anstiegs der Inflation, der in den letzten Monaten in der Eurozone zu beobachten war, dürfte die Europäische Zentralbank kurzfristig an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. In der kommenden Woche dürfte sie sich vor allem auf die Auswirkungen des Krieges auf Inflation und Wachstum sowie auf die Folgen für die Finanzstabilität konzentrieren. Eine Änderung der Geldpolitik dürfte wohl erst erfolgen, wenn sich der Konflikt stabilisiert hat (z. B. durch einen Waffenstillstand).
Lange Zeit war EUR/GBP eines der wenigen wichtigen FX-Paare, das nicht dem Grundtrend des Marktes folgte. Bis vor wenigen Tagen war der EUR/GBP auf Monatssicht sogar im Plus. In den letzten Stunden ist das Paar jedoch aus seiner seit Jahresbeginn bestehenden Range zwischen 0,83 und 0,85 herausgefallen. Das Paar ist nun seit Wochenbeginn um 1,62% gefallen. Der Rückgang hat sich seit gestern Abend beschleunigt. Es ist zu befürchten, dass der Abwärtstrend kurzfristig anhalten wird.
Der Yen ist einer der besten sicheren Häfen bei geopolitischen Risiken. Der Krieg in der Ukraine hat dies wieder einmal bewiesen. Aus Sicht der technischen Analyse zeigt der Trend nach wie vor nach unten. Wenn die solide Unterstützung bei 127,30 (einem Einjahrestief) durchbrochen wird, könnte sich kurzfristig die Tür zu einer Beschleunigung des Abwärtstrends in Richtung 126,50 öffnen. Wieder einmal verhält sich der Devisenmarkt sehr volatil, und die Entwicklung von EUR/JPY wird genau wie bei anderen Währungspaaren stark von der militärischen Situation in der Ukraine abhängen.
Die Talfahrt des Euro gegenüber dem Schweizer Franken war massiv: Innerhalb eines Monats fiel er um fast 400 Punkte. Die Abwertung des Euro beschleunigte sich bei den letzten Sitzungen, weil nach dem Einmarsch in die Ukraine umfangreiche wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen gegen Russland angekündigt wurden. Am Dienstag erklärte die Schweizerische Nationalbank (SNB), bei der sich die Deviseninterventionen bislang in Grenzen hielten, dass sie wieder zum Handeln bereit sei. Wenn am kommenden Montag die Sichteinlagen bei der SNB veröffentlicht werden - was als Barometer für die Beurteilung von Deviseninterventionen dient -, dürften sich umfangreiche Euro-Käufe bestätigen, mit denen die Aufwertung des CHF begrenzt werden soll. Wir bezweifeln, dass es die Zentralbank zulassen wird, dass bei EUR/CHF die Parität erreicht wird. Sollte es dazu kommen, würde sich der Abwärtstrend sicherlich beschleunigen, was kurzfristig nur schwer aufzuhalten wäre. Wir räumen jedoch ein, dass die Situation am Devisenmarkt schon seit einigen Sitzungen sehr unbeständig ist. Im gegenwärtigen Stadium gibt es wenig Gewissheit.
Der Krieg in der Ukraine hat die Preise für Energierohstoffe in die Höhe getrieben: +24 % für Brent und WTI innerhalb eines Monats. Die 100-Dollar-Marke wurde für Öl bei den letzten Sitzungen locker überschritten. Analysten gehen davon aus, dass der Preis bis mindestens 125 USD klettern könnte. Hinzu kommt, dass die Bank of Canada (BoC) ihre Geldpolitik viel schneller normalisiert als die Europäische Zentralbank. Die BoC erhöhte ihren Leitzins am Mittwoch wie erwartet um 25 Basispunkte auf 0,50 %, und weitere Erhöhungen stehen bevor. Vor diesem Hintergrund hält der Aufwärtstrend des CAD gegenüber dem EUR an. Die kanadische Währung legte innerhalb eines Monats 4,23% gegenüber dem Euro zu. Im Jahresvergleich beträgt das Plus sogar 7,7 %. Die Fundamentaldaten und die technische Analyse sprechen für einen weiteren Anstieg des CAD. Die nächste technische Marke, auf die beim EUR/CAD-Paar zu achten ist, liegt bei 1,3920.
Der Krieg in der Ukraine ist der wichtigste Faktor für die Entwicklung des Währungspaares EUR/AUD. Dies gilt auch für alle anderen Devisenpaare. Innerhalb eines Monats verlor der Euro gegenüber dem australischen Dollar um 7,43 % an Wert. Dabei ist das sicherlich erst der Anfang. Der AUD profitiert in vollem Umfang von den seit Beginn des Konflikts steigenden Rohstoffpreisen. Im Vergleich zur Eurozone, die direkt von Russland abhängig ist (u. a. wegen des Imports von Öl und Gas), ist die australische Wirtschaft recht widerstandsfähig. Dies stellte der Gouverneur der australischen Zentralbank am Dienstag fest. Eine Anhebung der Zinsen in Australien ist unserer Ansicht nach immer noch ein Thema, dürfte aber aufgrund der Unsicherheiten, die der Krieg für die globale Wachstumsdynamik mit sich bringt, in diesem Jahr später als erwartet erfolgen, wahrscheinlich erst im vierten Quartal. Diese erwartete Zinserhöhung ist ein weiterer Faktor, der den Kurs des AUD gegenüber dem EUR stützt. Aus Sicht der technischen Analyse könnte das Währungspaar EUR/AUD im aktuellen Umfeld wieder an sein Niveau von Ende 2017 von etwa 1,46 anknüpfen.
Der Euro fällt gegenüber fast allen anderen Währungen, auch gegenüber dem CNH. Die europäische Gemeinschaftswährung wird häufig durch den Rückzug in sichere Häfen (dies erklärt z. B. den Anstieg des US-Dollar und des Schweizer Franken) und durch die Wahrnehmung der Devisenmarktteilnehmer, dass der Euro und die Eurozone durch die aktuelle Krise stärker belastet werden als der Rest der Welt (dies erklärt den Rückgang des Euro gegenüber dem CNH), beeinträchtigt. Solange sich die Lage an der ukrainischen Front nicht beruhigt, dürfte der Euro weiter fallen. Dies bestätigt auch die technische Analyse. Der nächste Schwellenwert, auf den bei EUR/CNH zu achten ist, liegt bei 6,90. Er könnte schneller erreicht werden, als man denkt.
Die Devisenmärkte schalteten nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine in den Risikoaversionsmodus. Der Euro erscheint vielen Anlegern im Vergleich zu den mittel- und osteuropäischen Währungen (einschließlich des HUF) als sicherer Hafen. Dies erklärt die starke Erholung des Euro innerhalb eines Monats (+7,53 %). Solange die Krise andauert, wird wahrscheinlich auch die aktuelle Bewegung anhalten. Es würde uns nicht überraschen, wenn bei EUR/HUF vorübergehend die psychologische Schwelle von 380 überschritten würde. Der Markt bleibt natürlich kurzfristig sehr volatil. Deswegen ist es wichtig, eine geeignete Strategie zur Kursabsicherung vorzusehen.
Es ist kein Geheimnis: Der US-Dollar ist in Zeiten geopolitischer Krisen und Kriege einer der besten sicheren Häfen. Das erklärt den starken Anstieg des Greenbacks gegenüber dem HUF innerhalb eines Monats (+8,66 %). Die Lage vor Ort in der Ukraine ist sehr komplex. Es ist schwer zu sagen, was kurzfristig passieren wird. Solange nicht mehr Klarheit herrscht, ist eine weitere Aufwertung des US-Dollars offensichtlich. Aus Sicht der technischen Analyse könnten wir das Dreijahreshoch von 341,31 schnell überschreiten. Wir haben es hier offenkundig mit einer sehr speziellen Marktkonstellation zu tun, die für viele Devisenmarktteilnehmer neu ist.
DATUM | WÄHRUNG | EVENT |
03/03 | USD | Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe für Februar |
04/03 | USD | US-Arbeitsmarktdaten für Februar |
05/03 | CNH | Sitzung des Nationalen Volkskongresses und der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (auch „zwei Sitzungen“ genannt) |
10/03 | EUR | Sitzung der Europäischen Zentralbank |
10/03 | USD | Verbraucherpreisindex im Februar (erste Schätzung) |
15/03 | EUR | ZEW-Index zur Konjunkturerwartung in Deutschland für März |
15-16/03 | USD | Sitzung der US-amerikanischen Zentralbank |
17/03 | GBP | Sitzung der Bank of England |
17-18/03 | JPY | Sitzung der Bank of Japan |
22/03 | HUF | Sitzung der ungarischen Zentralbank |