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Januar 2023 - aktuelle Entwicklungen auf dem Devisenmarkt

Geschrieben von iBanFirst | 05.01.2023 09:14:15

 

Unsere Experten analysieren für Sie die neuesten Entwicklungen auf dem Devisenmarkt und liefern Ihnen ihre Prognosen für den kommenden Monat.

Es hätte schlimmer kommen können

Analysten sagten einen Zusammenbruch des Euro voraus. Dazu kam es dann doch nicht. Der Euro beendete das Jahr stärker als erwartet. EUR/AUD und EUR/CAD schlossen sogar im positiven Bereich (mit einem jährlichen Anstieg von 1,2% bzw. 0,39%) - EUR/USD fällt weiter (um -6,66% im Jahresvergleich). Bei dem Währungspaar kam es allerdings innerhalb von drei Monaten zu einer beeindruckenden Trendwende. Laut Bloomberg-Konsens wird jetzt erwartet, dass EUR/USD das Jahr 2023 bei rund 1,08 beenden wird (vorherige Schätzungen waren von 1,06 ausgegangen). Eine derartige Aussage halten wir allerdings für verfrüht, denn Devisenprognosen, die über einen Zeitraum von 3-6 Monaten hinausgehen, sind nicht sehr zuverlässig. Es ist dennoch offensichtlich, dass das Momentum für den Euro günstig ist, wie die Positionierung von institutionellen Händlern zeigt (vor drei Monaten waren sie überwiegend Verkäufer, jetzt sind sie überwiegend Käufer).

 
EUR/USD
Höchststand: 1,0695 Tiefststand: 1,0320  Abweichung: +2,06%

Mittlerweile herrscht wieder eine positive Marktstimmung in Bezug auf den Euro. Anleger rechnen in diesem Jahr mit einer kleinen technischen Rezession in der Eurozone (zwei aufeinanderfolgende Quartale mit sinkendem BIP). Sicherlich zu Recht gehen sie davon aus, dass die Energiekrise weniger schlimm ausfallen wird als erwartet. Die Herausforderung für den Euro besteht jetzt darin, einen neuen Katalysator zu finden, um den Bereich von 1,06-07 zu überwinden, der um die Feiertage herum die Schwankungsbreite darstellte. Falls die Europäische Zentralbank ihre ausgeprägte „hawkishe“ Haltung (zugunsten einer deutlichen geldpolitischen Straffung) in die Praxis umsetzt, könnte dies den Euro kurzfristig nach oben treiben. Der Geldmarkt geht für die Eurozone bis Juni von einer Steigerung des Leitzinses von 2% auf 3,25% aus. Dies würde den Euro unbestreitbar stützen.

 
EUR/GBP
Höchststand: 0,8829  Tiefststand: 0,8555  Veränderung: +2,70%

Der Anstieg EUR/GBP im Dezember spiegelt die veränderte Marktstimmung gegenüber dem Euro wider (wie bereits erwähnt, sind institutionelle Händler nun überwiegend auf der Käuferseite aktiv). Unserer Auffassung nach wird sich die Abwertung der britischen Pfund auch 2023 fortsetzen, wenn auch in begrenztem Umfang. Die Tatsache, dass die Bank of England dem Ende des Zinserhöhungszyklus näher ist als die Europäische Zentralbank, sowie die schwere Wirtschaftskrise jenseits des Ärmelkanals sprechen für eine Abwertung der britischen Währung. Wir erwarten für das Währungspaar in der ersten Hälfte dieses Jahres eine Schwankungsbreite zwischen 0,84 und 0,90.

 

EUR/JPY
Höchststand: 146,73  Tiefststand: 138,79  Veränderung: -1,16%

Normalerweise passiert in der Zeit zwischen den Jahren nicht viel. Aber dieses Mal sorgte die Bank of Japan für Volatilität. Wenige Tage vor Weihnachten überraschte sie die Anleger mit einer Ankündigung zur Änderung ihrer Geldpolitik. Sie lockerte ihre Kontrolle der Renditen japanischer Staatsanleihen. Analysten interpretierten dies als Zeichen dafür, dass die Bank of Japan den allmählichen Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik einläutet, um die Inflation zu bekämpfen, die sich auf einem 41-Jahres-Hoch befindet. Am Geldmarkt rechnet man damit, dass die japanische Notenbank ihren Leitzins im März um 10 Basispunkte erhöhen könnte. Es wäre das erste Mal seit Jahrzehnten. Ein solcher Schritt könnte den japanischen Yen gegenüber seinen wichtigsten Kontrahenten deutlich stützen.

 

EUR/CHF
Höchststand: 0,9927  Tiefststand: 0,9820  Veränderung: -0,15%

Der Schweizer Franken gehört sicherlich zu den Gewinnern des Jahres 2023. Der Rückgang von EUR/CHF fiel zwar etwas weniger ausgeprägt als vorhergesagt aus (viele Analysten hatten einen Jahresschlusskurs von 0,96 erwartet), aber der bärische Trend bleibt bestehen. Unserer Auffassung nach wird die Schweizerische Nationalbank zu den Notenbanken gehören wird, die ihre Geldpolitik in diesem Jahr deutlich straffen werden. Dies dürfte die Schweizer Währung deutlich stützen.

 

EUR/CAD
Höchststand: 1,4595  Tiefststand: 1,3946  Veränderung: +3,12%

EUR/CAD konnte im Dezember erneut zulegen (+3,12%). Diese gute Performance war teilweise auf die gesunkenen Energiepreise (im gleichen Zeitraum ging der Ölpreis (WTI) um 2,40% zurück) und den „hawkishe“ Ton (zugunsten einer deutlichen geldpolitischen Straffung) zurückzuführen, den die Europäische Zentralbank auf ihrer Sitzung im Dezember anschlug. Für viele Marktteilnehmer kam dies überraschend. Wir rechnen für 2023 mit einem längeren Abwärtstrend bei den Rohstoffpreisen, sodass bei EUR/CAD sicherlich noch ein erhebliches Aufwärtspotenzial besteht.

 

EUR/AUD
Höchststand: 1,5979  Tiefststand:1,5307  Veränderung: +2,21%

Der Euro setzte seine Aufholjagd gegenüber dem australischen Dollar fort. Die Gründe für diese Rally liegen auf der Hand: der Devisenmarkt geht davon aus, dass der Zyklus der geldpolitischen Straffung in Australien lange vor der Eurozone zum Stillstand kommen wird (u. a. wegen der Befürchtungen, dass der Immobilienmarkt durch den Anstieg der Zinsen belastet wird). Darüber hinaus hat auch der sehr „hawkishe“ Ton der Europäischen Zentralbank im Dezember, der eine deutliche geldpolitische Straffung erwarten lässt, die Währung der Eurozone gestützt. Im Moment ist die Positionierung der institutionellen Anleger eindeutig: sie gehen beim Euro gegenüber anderen Hauptwährungen long.

 

EUR/CNH
Höchststand: 7,4553  Tiefststand: 7,2875 Veränderung: -0,37%

Wir antizipieren für das erste Quartal dieses Jahres eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bei EUR/CNH. China ist – wie in den „guten alten Zeiten“ – auf eine schwache Währung angewiesen, um seine Exporte anzukurbeln. Die begonnene Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown, die sich ab dem 8. Januar beschleunigen wird, ist auf kurze Sicht für die Wirtschaft günstig. Angesichts der langfristigen Folgen sind jedoch vorsichtig. Einige Modelle, die allerdings mit Vorsicht zu genießen sind, gehen von mehreren Millionen Covid-Todesfällen in China aus. Dies würde sich negativ auf das Geschäftsklima auswirken und könnte andererseits auch zur Wiedereinführung eines strengen Lockdowns führen. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich schwer sagen, was China 2023 für uns bereithält.

 

EUR/HUF
Höchststand: 419,39  Tiefststand: 399,67  Veränderung: -1,01%

Auf ihrer letzten Sitzung im Jahr 2022 betonte die ungarische Notenbank noch einmal ihre Entschlossenheit zur Bekämpfung der Inflation. Sie schlug dabei einen Ton an, der etwas „hawkisher“ war als erwartet und eine deutliche geldpolitische Straffung erwarten lässt, was sicherlich mit den nach oben korrigierten Inflationsprognosen für 2023 zusammenhing. Diese Äußerungen stützen den HUF. Auch andere Faktoren dürften für eine allerdings wahrscheinlich begrenzte Stärkung der ungarischen Währung sorgen. Dazu gehören sinkende Gaspreise auf dem Großhandelsmarkt (in den letzten Monaten ein entscheidender Faktor für viele mittel- und osteuropäische Währungen) sowie eine künftige Verbesserung der Beziehungen zwischen Budapest und Brüssel, zu der es aus unserer Sicht kommen muss. Das kurzfristige Kursziel für EUR/HUF dürfte bei etwa 400 liegen.

 

USD/HUF
Höchststand: 398,15  Tiefststand: 376,05  Veränderung: -3,76%

Der sinkende USD/HUF-Wechselkurs spiegelt vor allem den fast generellen Rückgang des US-Dollar in den vergangenen Wochen wider. Der Dollar-Index verlor innerhalb von drei Monaten 7%. Falls die Unterstützungszone von 103 nach unten durchbrochen wird, könnten wir auch gegenüber dem HUF einen beschleunigten Fall der US-Währung erleben. Wir gehen davon aus, dass der US-Dollar zumindest im ersten Quartal des Jahres weiterhin insgesamt eine schlechte Performance verzeichnen wird. Sollte Ungarn parallel dazu seine Beziehungen zur Europäischen Kommission verbessern, könnte dies in den kommenden Wochen und Monaten zu einer deutlicheren Stärkung des HUF führen.

 
Wirtschaftskalender:
Datum Währung Ereignis
06/01 USD Beschäftigungsbericht des US-Arbeitsministeriums für Dezember
08/01 CNH China stuft Covid zu einer ansteckenden Krankheit der Kategorie B herab und lockert das strenge Gesundheitsprotokoll
12/01 USD US-Verbraucherpreisindex für Dezember
16/01 EUR Index der ZEW-Konjunkturerwartung für Deutschland
18/01 EUR Aktuelle Schätzung des Verbraucherpreisindex der Eurozone für Dezember
24/01 HUF Geldpolitische Sitzung der Notenbank
26/01 JPY Geldpolitische Sitzung der Notenbank