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Treffen der US-Notenbank — der US-Dollar bleibt der große Gewinner

Geschrieben von iBanFirst | 15.03.2022 13:00:00




Anlässlich einer zweitägigen Sitzung am 15. und 16. März wird die US-Notenbank ihren Hauptleitzins zum ersten Mal seit 2018 erhöhen und damit die ultralockere Geldpolitik der Covid-Phase beenden. Der Vorsitzende der Institution, Jerome Powell, hat bereits vor einigen Wochen das Ausmaß der Zinserhöhung angekündigt. Sofern es keine Überraschungen in letzter Minute gibt, wird sie 25 Basispunkte betragen. Noch vor wenigen Wochen hatte sich der Devisenmarkt einen höheren Anstieg von 50 Basispunkten vorgestellt. Das war jedoch vor dem Krieg in der Ukraine. Seitdem hat sich viel geändert. Bei der Sitzung geht es vor allem darum, wie viele Zinserhöhungen es in diesem Jahr geben soll. Das wird sich sowohl auf die wirtschaftliche Entwicklung (u. a. über die Kreditvergaben) als auch auf die Entwicklung der Dollarpaare, wie z. B. auf EUR/USD, auswirken.

Wahl zwischen Wachstum und Inflation

Alle wichtigen Zentralbanken stehen vor demselben Dilemma —sie sollen die galoppierende Inflation bekämpfen, ohne der Wirtschaft eine Bruchlandung zuzufügen. In unmittelbarer Zukunft wird sich die Federal Reserve, wie die Europäische Zentralbank in der vergangenen Woche, voraussichtlich in erster Linie auf die Eindämmung der Inflation konzentrieren. Dafür hat sie gute Gründe. Die Inflation verzeichnet Rekordwerte, die seit Anfang der 1980er Jahre nicht mehr erreicht wurden. Im Februar lag der Verbraucherpreisindex im Jahresvergleich bei 7,9 %. Dies gilt nicht mehr nur für die Energiepreise, auch wenn sie dazu enorm beitragen (+6,6 % im Jahresvergleich bei Gas). Überall gibt es Inflation. Im Vergleich zum Februar 2021 stiegen beispielsweise Flugtickets um 5,2 %, die Preise für Hotelzimmer um 2,5 % und Lebensmittel um 1,0 %. Wenn der Preis für ein Barrel Öl den ganzen März lang durchschnittlich bei 120 USD verbleibt (derzeit bei rund 110 USD), bedeutet dies einen Anstieg des Verbraucherpreisindexes um mindestens 0,7 Prozentpunkte. Und andere Faktoren werden ebenso mitspielen. Daher hat die US-Zentralbank keine andere Wahl, sie muss einfach einschreiten. Doch wird sie sicherlich versuchen, vorsichtig zu intervenieren, weshalb der Anstieg nur 25 Basispunkte betragen sollte. Angesichts des Krieges in der Ukraine bestehen noch zu viele Unsicherheiten. Außerdem ging das Verbrauchervertrauen in den USA stark zurück. Die letzten beiden Male, als es so tief lag und die Zentralbank einen Zyklus der geldpolitischen Straffung eingeleitet hatte, wurde dadurch allgemein eine Rezession ausgelöst. Das war in den 1970er und frühen 1980er Jahren.

Makroökonomische Prognosen und Ausblick auf Zinserhöhungen

Zudem wird die Zentralbank auch ihre makroökonomischen Prognosen auf neuesten Stand bringen. Doch vermutlich werden sie kaum nach ihrer Bekanntgabe wieder hinfällig sein, so wie es bei der Europäischen Zentralbank am vergangenen Donnerstag passierte. Es ist objektiv unmöglich, derzeit die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine genau abzuschätzen. Hingegen sollte die Zentralbank auch ihre möglichen Zinserhöhungsschritte bekannt geben. Im Dezember letzten Jahres ging man im Allgemeinen von drei Zinserhöhungen im Jahr 2022 aus. Der Zinsfuß sollte zunächst auf 0,9 % angehoben werden. Dann würde er bis 2023 in zwei weiteren Zinserhöhungen auf 1,6 % steigen. Auf längere Sicht würde er dann auf 2,5 % klettern. Wenn die Zentralbank der Meinung ist, dass die Bekämpfung der Inflation Priorität hat, was nach dem Anstieg im Januar und Februar dieses Jahres sicherlich der Fall sein sollte, kann nicht ausgeschlossen werden, dass dieses Jahr vier Zinserhöhungen möglich wären.

Der Dollar als großer Gewinner

Dies könnte den Anstieg des US-Dollar beflügeln. Dazu kommt die Risikoaversion, die aufgrund des Krieges in der Ukraine nach wie vor hoch bleibt und dazu führt, in sichere Häfen (allen voran in den Dollar) zu flüchten. Die niederländische Bank ABN Amro gab zu verstehen, dass ihr Basisszenario wieder eine Parität für EUR/USD wäre. Das gilt jedoch nicht für uns. Nichtsdestotrotz sind wir der Ansicht, dass das Abwärtspotenzial des Euro noch nicht zu Ende ist. Ein Rückgang auf 1,0650 (was dem Tiefpunkt im März 2020 entsprechen würde) ist durchaus möglich. Im Extremfall (unter der Voraussetzung, dass sich die geopolitischen Spannungen stark verschärfen und es zu einer zweistelligen Inflation in der Eurozone und/oder den USA kommt) könnten wir das Paar sogar wieder bei 1,0350 sehen. Damit wird auf sehr kurzfristige Sicht eine Stabilisierung des Paares nicht ausgeschlossen, wie es Mitte letzter Woche zu beobachten war. Die Abwärtsrisiken bleiben unserer Meinung nach jedoch aufrecht.