Innerhalb eines Monats fiel der Dollar-Index, der die Entwicklung des US-Dollar gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner der USA darstellt, um 4,19%. Das ist ein beachtlicher Rückgang, der im Wesentlichen darauf zurückzuführen ist, dass viele Marktteilnehmer davon ausgehen, dass der Höhepunkt der Inflation überschritten ist und sich das Tempo der Zinserhöhungen in den USA daher verlangsamen wird - das ist aber noch nicht sicher. Bessere Einblicke in die Entwicklung der US-Geldpolitik dürfte die nächste Sitzung der US-Notenbank am 14. Dezember gewähren (Konsens: Erhöhung des Leitzinses um 75 Basispunkte). Der Euro zeigte sich indessen im Vergleich zu mehreren anderen Währungen ausgesprochen widerstandsfähig. Gegenüber dem US-Dollar ist die Partie jedoch noch nicht gewonnen.
Von einem Extrem zum anderen: so ließe sich die Entwicklung des EUR/USD beschreiben. Monatelang – konkret seit Mitte Juli – gingen die Anleger beim Euro in einem selten gesehenen Ausmaß massiv short. Im Oktober änderten sie dann radikal ihre Meinung, sodass sie nun mehrheitlich long positioniert sind. Dieser Wechsel lässt sich auch damit erklären, dass die Konjunkturentwicklung in der Eurozone weniger schlecht als erwartet ausfiel. Es herrscht zwar Rezession, aber sie dürfte sie in den meisten EU-Staaten noch von geringem Ausmaß sein. Der EUR/USD befindet sich an einem Scheideweg. Überschreitet das Devisenpaar die psychologische Barriere von 1,05, wäre ein Höhenflug bis auf 1,0640 denkbar. Kurzfristig ist dies jedoch unwahrscheinlich.
Die Vorstellung des britischen Haushaltsplans für 2023 hat zu leichter Beruhigung an den Finanzmärkten geführt, nachdem der „Mini-Haushalt“ im September gescheitert war und eine „Mini-Finanzpanik“ ausgelöst hatte. Dennoch ist es derzeit schwer zu sehen, wie das britische Pfund in den kommenden Monaten zu einer guten Performance gelangen könnte. Die britische Wirtschaft steht vor großen Schwierigkeiten: zweistellige Inflation, hohe und anhaltende Rezession, dramatischer Rückgang der Kaufkraft, Energiekrise usw. Das Vereinigte Königreich ist zweifellos der kranke Mann Europas. Dies dürfte die Anleger veranlassen, ihre bereits seit Februar 2022 bestehenden Short-Positionen in Bezug auf die britische Währung weiter zu erhöhen.
In Japan wird die Inflation langsam zu einem ernsthaften Problem, der Verbraucherpreisindex ist im November auf 3,6% im Jahresvergleich gestiegen. Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte die Bank of Japan (BoJ) in eine komplizierte Situation geraten, da sie ihre Geldpolitik angesichts der hohen Staatsverschuldung, die derzeit bei über 260% des BIP liegt, nicht massiv straffen kann. Im Moment ist die BoJ optimistisch und setzt darauf, dass die Inflation ab dem Frühjahr zurückgehen wird. Dies ist jedoch keineswegs sicher. Im kommenden Jahr ist angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes mit hoher Volatilität bei den JPY-Devisenpaaren zu rechnen.
Solange das EUR/CHF-Paar unter der symbolischen Paritätsschwelle bleibt, setzt sich der bärische Trend fort. Wir haben vor kurzem unser Jahresendziel angepasst, welches nun bei 0,9600 liegt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) setzt bei Begrenzung der importierten Inflation weiterhin auf einen starken Franken. Bisher hatte sie damit Erfolg. Basierend auf der Entwicklung der bei ihr gehaltenen Sichteinlagen intervenierte die SNB im November kaum am Devisenmarkt. Dies führte zu einer Stabilisierung des Wechselkurses und der Positionen der Anleger (insbesondere der institutionellen Anleger) im EUR/CHF-Paar.
Der Verkaufsdruck auf den Euro hat in den vergangenen Wochen nachgelassen (siehe dazu auch unseren Kommentar zu EUR/USD). Damit allein lässt sich der Höhenflug des EUR/CAD (+4,24% im Monatsvergleich) jedoch nicht erklären. Tatsächlich spiegelt der Anstieg des Devisenpaars vor allem die Abwertung des kanadischen Dollars wider, die in direktem Zusammenhang mit den sinkenden Energiepreisen steht (der kanadische Dollar korreliert stark mit der Entwicklung des Rohölpreises). Alles deutet auf eine kurzfristige Fortsetzung des Preisrückgangs bei Rohöl hin, denn in einer Rezession sinkt die Nachfrage. Dieser Faktor könnte also die Abwertung des kanadischen Dollars in den kommenden Wochen und Monaten verstärken.
Im Monatsvergleich ist das Devisenpaar EUR/AUD stabil (Anstieg um 0,11%). Mittelfristig bleibt der Ausblick jedoch bullisch. Wir erwarten, dass die Reserve Bank of Australia (RBA) auf ihrer geldpolitischen Sitzung am 6. Dezember den Leitzins um 25 Basispunkte anheben wird. Im ersten Quartal 2023 dürften sich zwei weitere Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte anschließen. Damit wäre der Hauptleitzins im März 2023 auf 3,60% gestiegen. Danach dürfte die RBA ihre Geldpolitik unverändert beibehalten. Dies wird die Aufwertung des australischen Dollars im Jahr 2023 natürlich bremsen.
China greift zur Ankurbelung der Konjunktur auf altbewährte Rezepte zurück: durch monetäre Stimulierung mittels Senkung des Mindestreservesatzes der Banken werden Milliarden Yuan in die Wirtschaft gepumpt, und gleichzeitig wird eine Politik zur Senkung des Wechselkurses der heimischen Währung verfolgt. Das war zu erwarten. Die Notenbank könnte den Yuan weiter abwerten, um die Wirtschaft zu stützen, die zum Jahresende stark unter dem Wiederaufflammen von Corona-Fällen und den strengen pandemiebedingten Beschränkungen leidet. Trotz des Widerstands von Teilen der Bevölkerung ist ein Ausstieg aus der Null-Covid-Strategie unwahrscheinlich. Die Impfquote unter den am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen und die Herdenimmunität sind zu niedrig.
Die jüngsten Maßnahmen der ungarischen Notenbank scheinen Früchte zu tragen. Der HUF hat sich stabilisiert. Hinzu kommen die sinkende Risikoaversion am Devisenmarkt und die Aussicht auf eine baldige Einigung zwischen Budapest und Brüssel in Bezug auf die Freigabe von EU-Geldern (eine für den 6. Dezember angesetzte Sitzung des ECOFIN-Rates soll Fortschritte bringen). Im Falle einer Einigung wäre danach sogar einen deutlicher Anstieg des HUF möglich. Damit könnte die ungarische Währung gegenüber dem Euro wieder etwas an Boden gutzumachen (seit Jahresbeginn Rückgang um mehr als 9%).
Das Paar USD/HUF war im November noch sehr volatil (Spanne von 33 Pip!). Es war jedoch ein deutlicher Abwärtstrend zu verzeichnen. Das USD/HUF-Paar ist im Monatsvergleich um 5,01% gesunken. Dies spiegelt weniger eine gestiegenes Vertrauen in den HUF wider als vielmehr eine allgemeine Abwärtsbewegung der US-Währung. Der Dollar-Index, der die Entwicklung des US-Dollars gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner der USA abbildet, sank im Berichtszeitraum um 4,19%. Der allgemeine Abwärtstrend des US-Dollars lässt sich damit erklären, dass Anleger mit einer Drosselung beim Tempo der Zinserhöhungen rechnen, bedingt durch die Befürchtung, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten könnte. Es gibt jedoch zum jetzigen Zeitpunkt keine Anzeichen dafür, dass dieser Trend von Dauer sein wird.
Datum | Währung | Ereignis |
02/12 |
USD | US-Arbeitsmarktdaten für November |
06/12 |
AUD | Notenbank-Sitzung zur Geldpolitik |
07/12 | USD | BIP der USA im dritten Quartal |
07/12 |
CAD | Notenbank-Sitzung zur Geldpolitik |
09/12 |
USD | Erzeugerpreisindex im November |
13/12 |
USD | US-Verbraucherpreisindex im November |
14/09 |
USD | Notenbank-Sitzung zur Geldpolitik und Aktualisierung der Wirtschaftsprognosen |
15/12 |
CHF | Nationalbank-Sitzung zur Geldpolitik |
15/12 |
EUR | Zentralbank-Sitzung zur Geldpolitik |
19/12 |
HUF | Zentralbank-Sitzung zur Geldpolitik |