Das Währungspaar EUR/USD befindet sich seit Ende Mai (was der wirtschaftlichen Wiedereröffnung in Europa entspricht) auf einem Abwärtsweg. Der letzte Test vom Juni 2020 lag im Unterstützungsbereich 1,1190 - 86 und führte zu einer Erholung. Dies erklärt, warum das Paar eine positive Veränderung auf Wochenbasis (+0,96 %) aufweist. Doch diese Erholung wird höchstwahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein. Denn der wirtschaftliche Ausblick im Euroraum verdüstert sich. Österreich könnte in eine Rezession geraten. Und Deutschland sieht sich mit einem plötzlichen Konjunkturrückgang konfrontiert. Engpässe und steigende Energiepreise geben weiterhin Anlass zur Sorge. Hinzu kommt auch die Absicht der Europäischen Zentralbank, ihre Geldpolitik einstweilen unverändert zu belassen, was den Wechselkurs des Euro im Grunde belastet. Für eine nachhaltige Erholung und eine Trendwende müsste der EUR/USD den Widerstand von 1,1375 durchbrechen. Aber da sind wir noch nicht angekommen.
Im November fluktuierte das Währungspaar EUR/GBP innerhalb einer weiten Spanne von 200 Punkten. Die Volatilität war wieder da. Auf ihrer Novembersitzung überraschte die Bank of England (BoE) die Devisenmärkte, indem sie ihre Geldpolitik unverändert beließ, obwohl sie angedeutet hatte, zu einer Erhöhung ihres Leitzinssatzes bereit zu sein. Die Sorgen um die Omikron-Variante führten auch zu etwas mehr Volatilität aus als erwartet. Ende November gab der Chefökonom der Bank of England, Huw Pill, zu verstehen, dass er bei der für den 16. Dezember anberaumten Sitzung der Institution für eine Zinserhöhung stimmen würde. Doch derzeit ist nicht garantiert, dass die Mehrheit der Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses ihm folgen werden. Am 16. Dezember heißt es vorsichtig zu sein, da GBP-Paare stark schwanken könnten. Die einzige Gewissheit, die wir derzeit haben, ist, dass die englische Zentralbank beabsichtigt, den Leitzins im Laufe des nächsten Jahres um mindestens 0,5 % zu erhöhen, um die Inflation zu senken.
Das ist eine perfekte Mischung für den Abwärtstrend des Euro. Die mit der neuen Omikron-Variante einhergehenden Risiken, Probleme in den Produktionsketten und die galoppierende Inflation lassen befürchten, dass das alles im vierten Quartal größere wirtschaftliche Folgen für die Eurozone nach sich ziehen könnte. Und das belastet wiederum direkt den Kurs der Einheitswährung. Die Akteure im Devisenmarkt ziehen sich schnell in sichere Häfen zurück, allen voran in den japanischen Yen. Ob die Omikron-Variante gefährlicher ist als die dominante Delta-Variante, wird sich erst in einigen Wochen erweisen. Einstweilen ist eine weitere Abwertung des Euro möglich. Hinsichtlich der Geldpolitik gibt es keine Neuigkeiten. Die Bank of Japan unterstrich im November ihr Ziel, einen Verbraucherpreisindex von 2 % erreichen zu wollen. Diese Vorgabe ist unserer Meinung nach sehr ehrgeizig.
Ziemlicher Abwärtstrend für EUR/CHF im November. Das Paar kehrt wegen der im Devisenmarkt zunehmenden Risikoaversion auf das Niveau von 2015 zurück. Es gibt viele Faktoren, die Anlass zur Sorge geben: die neue Omikron-Variante, stark steigende Inflation in vielen Ländern, anhaltende Engpässe und Probleme in der Lieferkette. All diese Aspekte stellen negative Schocks für das Wachstum im Euroraum dar. und sind typische Auslöser für Verschiebungen vom Euro in den Schweizer Franken, der als sicherer Hafen dient. Bei einem Wechselkurs von rund 1,05 wäre zu erwarten, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) stärker in den Devisenmarkt eingreift, um die Aufwertung der Schweizer Währung im Zaum zu halten. Derzeit gibt es noch keine Anhaltspunkte dafür, dass dies der Fall ist, wenn man sich auf die offiziellen Zahlen stützt. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit, bis die SNB massiv im Devisenmarkt intervenieren wird.
Das Währungspaar EUR/CAD erholte sich Ende November stark. Unserer Meinung nach handelt es sich dabei jedoch um eine technische Bewegung. Wir erwarten weiterhin mittelfristig einen Abwärtstrend für das Paar. Um der Inflation entgegenzuwirken, hat die Bank of Canada klar zu verstehen geben, dass es in den kommenden Monaten zu einer Zinserhöhung kommen dürfte. Der Markt geht von einer ersten Anhebung des Zinsfußes anfangs Frühjahr 2022 aus. Dies wäre der Hauptfaktor, der den CAD gegenüber dem Euro stützen dürfte. Darüber hinaus könnte die kanadische Währung mit einem anhaltenden Anstieg der Rohstoffpreise (insbesondere aufgrund chronischer Unterinvestitionen in die Ölinfrastruktur vor der Pandemie) als weiteren Wachstumsfaktor rechnen. Das wäre der zweite Aspekt zur Stützung auf mittelfristige Sicht.
Das Paar erholte sich Ende November stark. Jedoch ist es noch zu früh, um zu beurteilen, ob die Bewegung von Dauer ist. Im Moment deuten die wichtigsten technischen Indikatoren darauf hin, dass es sich um eine durch Überkäufe ausgelöste Veränderung handelt. Daher ist kurzfristig mit Gewinnmitnahmen zu rechnen. Längerfristig dürfte der australische Dollar logischerweise von der geldpolitischen Normalisierung profitieren, die die Australische Notenbank eingeleitet hat. Sie gab auf ihrer geldpolitischen Sitzung im November das Instrument zur Steuerung der Zinskurve auf. Dieses Instrument ermöglicht der Zentralbank, im Schuldenmarkt zu intervenieren, um einem zu starken Anstieg der Kreditkosten des Staates vorzubeugen. Darüber hinaus geht der Marktkonsens nun von einer ersten Zinserhöhung bereits im Jahr 2023 aus (zuvor 2024). Im Gegensatz dazu rückt die Europäische Zentralbank nicht von ihrer Position ab und behält ihren geldpolitischen Kurs trotz des starken Inflationsdrucks unverändert bei. Dieser Unterschied in der Geldpolitik wird sich auf den Kursverlauf des EUR/AUD-Paares auswirken.
Die chinesische Regierung möchte eine starke Währung, um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Preisanstiegs der importierten Energieprodukte zu begrenzen. Damit erklärt sich der Verfall des Euro gegenüber dem CNH im Monatsvergleich. Wegen der wachsenden Risiken einer Stagflation (sinkendes Wachstum und hohe Inflation) würde es uns jedoch nicht überraschen, wenn die Behörden im nächsten Jahr einen höheren EUR/CNH-Wechselkurs in Kauf nehmen würden. Darüber hinaus liegen Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft auf dem Tisch. Es sind mehrere Varianten möglich: Senkung des Mindestreservesatzes der Banken und/oder Senkung der Zinssätze (dies wäre das erste Mal seit Anfang 2020).
Im Zeitraum Mai bis September fluktuierte der EUR/HUF innerhalb einer engen Spanne zwischen 350 und 355. Seitdem hat das Paar zugelegt und ein Monatshoch von 371,98 erreicht. Der Rückgang der ungarischen Währung ist darauf zurückzuführen, dass die Akteure im Devisenmarkt in unsicheren Zeiten in Währungen flüchten, die als solider gelten (z. B. Euro und US-Dollar). Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die ungarischen Behörden sich einen starken Forint wünschen, insbesondere um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Preisanstiegs der importierten Energieprodukte zu begrenzen. Die Zentralbank wird daher bei ihrer Sitzung am 14. Dezember aggressiv vorgehen müssen, um die Märkte von ihrer Bereitschaft zu überzeugen, etwas gegen den Inflationsdruck zu unternehmen. Bei dieser Gelegenheit wird sie auch ihre Wachstums- und Inflationsprognosen für 2021 und 2022 auf neuesten Stand bringen. Kurzfristig sieht sich das Paar EUR/HUF mit einem starken Widerstand bei 373,15 konfrontiert.
Wie alle Schwellenländerwährungen steht auch der ungarische Forint unter Druck. Die Akteure im Devisenmarkt flüchten aufgrund der Unsicherheiten hinsichtlich der weiten Covid-Entwicklung und der Inflation massiv in den US-Dollar. Dies ist ein in Krisenzeiten regelmäßig beobachtbares Phänomen. Der US-Dollar ist der große Gewinner im Devisenmarkt. Ein starkes Durchgreifen der ungarischen Zentralbank bei der Sitzung am 14. Dezember könnte den USD/HUF-Wechselkurs vorübergehend stabilisieren. Aber lassen wir uns nicht täuschen. Das aktuelle Umfeld stellt sich für den HUF gegenüber dem USD negativ dar. Und die Lage sollte sich kurz- bzw. mittelfristig nicht verbessern. Es wäre nicht unwahrscheinlich, wenn das Paar seine Höchststände von vor drei Jahren, um die 340, erreicht.
DATUM | WÄHRUNG | EVENT |
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03/12 | USD |
Bericht über den amerikanischen Arbeitsmarkt im Dezember |
07/12 | AUD |
Sitzung der Zentralbank |
07/12 | EUR |
ZEW-Index zur wirtschaftlichen Einschätzung für Deutschland im Dezember |
08/12 | CAD |
Sitzung der Zentralbank |
10/12 | USD |
Verbraucherpreisindex für November |
14/12 | HUF |
Sitzung der Zentralbank |
14/12 | USD |
Erzeugerpreisindex im November |
15/12 | USD |
Zentralbanksitzung und Aktualisierung der Wirtschaftsprognosen |
16/12 | CHF |
Sitzung der Zentralbank |
16/12 | GBP |
Sitzung der Zentralbank |
16/12 | EUR |
Sitzung der Zentralbank |
17/12 | EUR |
Deutscher IFO-Index im Dezember und Verbraucherpreisindex im November |