Der Euro befindet sich gegenüber dem US-Dollar im freien Fall. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Abwärtsbewegung noch nicht zu Ende, und das Währungspaar Euro/Dollar (EUR/USD) könnte sogar den Bereich von 1,16 erreichen. Zur Abwechslung ist es einmal nicht die Geldpolitik, die dies verursacht. Auf beiden Seiten des Atlantiks ist diese eher auf Modus „Autopilot“ geschaltet und dürfte mindestens noch ein paar Monate lang so bleiben. Hingegen hat die schnellere und weitgreifendere Konjunkturerholung in den USA, die einer wirksamen Impfkampagne und enormen fiskalpolitischen Impulsen zu verdanken ist, dazu geführt, dass ausländisches Kapital im US-Markt im großen Ausmaß eingesetzt wird. Daraus ergibt sich die Aufwertung des Dollars. Hingegen zeigen sich die kurzfristigen Aussichten für die Eurozone schwach, weswegen ausländische Investoren eher dazu tendieren, ihr Vermögen abzuziehen, was sich auf den Wechselkurs des Euro negativ auswirkt.
Der Abwärtstrend des Euro gegenüber der britischen Währung hat sich im März erneut bestätigt. Ein ziemlich geregelter Brexit und vor allem die gute Handhabung der Impfkampagne in Großbritannien (womit eine schnellere Öffnung der britischen Wirtschaft ermöglicht wird) sind die wichtigsten Faktoren, die zum Anstieg des Pfund Sterling beitragen. Alles deutet darauf hin, dass die britische Währung kurzfristig den Euro weiterhin übertrumpfen wird. Wenn man das derzeitige Impftempo im Vereinigten Königreich betrachtet, dürften bis Mitte Juni fast 75 % der Bevölkerung die erste Dosis des Impfstoffs erhalten haben, ein Ziel, das in der Eurozone erst viele Monate später erreicht werden kann. Diese Diskrepanz wird sich in Wachstumspunkten bezahlt machen. Für den Devisenmarkt wird dies in den kommenden Monaten einen stärkeren Rückgang des Währungspaars Euro-Pfund (EUR/GBP) bedeuten. Anzumerken ist, dass sich eine Änderung der Geldpolitik auf das Währungspaar kurzfristig nicht auswirken sollte. Bei ihrer Sitzung im März bestätigte die Bank of England, ihren Leitzins unverändert bei 0,1 % zu belassen und ihr Anleihenrückkaufprogramm in Höhe von insgesamt 895 Mrd. GBP fortzusetzen.
Das Währungspaar Euro/japanischer Yen (EUR/JPY) schwankte im Laufe des Monats März heftig und entwickelte sich entsprechend der Nachrichten über den US-Haushalt wie auch über das Fortschreiten der Pandemie in Europa. Von offizieller Seite her hat die Bank of Japan vor einigen Wochen die Ergebnisse ihrer Strategieüberprüfung veröffentlicht. Das sind die wichtigsten Entscheidungen: Die Zentralbank wird weiterhin massiv im Aktienmarkt intervenieren, jedoch größere Flexibilität bei Renditen auf zehnjährige Anleihen ermöglichen. Darüber hinaus plant sie, den Bankensektor mehr zu unterstützen, der nach wie vor von der seit mehreren Jahren negativen Zinspolitik belastet wird. Im Grunde weisen diese Maßnahmen wenig Chancen auf, den Kurs des japanischen Yen wirklich zu beeinflussen. In erster Linie ist es die Entwicklung der Risikobereitschaft/Risikoaversion, die sich auf den Yen auswirken und nach wie vor Schlüsselindikator für EUR/JPY bleiben wird.
Im März entwickelte sich das Währungspaar Euro-Schweizer Franken (EUR/CHF) in einer sehr engen Spanne von lediglich 150 Pips. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Geldpolitik bei einem Leitzins von -0,75 % belassen, was nicht überrascht. Darüber hinaus bestätigte sie, dass sie direkte Deviseninterventionen mittelfristig beibehalten wird, um die Aufwertung des Schweizer Frankens zu begrenzen. Daher bleibt unser Jahresendziel für den EUR/CHF bei 1,15 nach wie vor aufrecht. Der für das zweite Halbjahr erwartete weltweite Konjunkturaufschwung, mit dem die Risikobereitschaft im Devisenmarkt wesentlich zunehmen sollte, sowie die Euro-Aufkäufe durch die SNB dürften in den kommenden Monaten zu einem stärkeren Anstieg des Währungspaars EUR/CHF führen.
Der kanadische Dollar (CAD) wurde im März durch zwei wichtige Faktoren gestützt. Erstens hat sich der Anstieg der Energierohstoffpreise fortgesetzt (mit einer starken Preisbeschleunigung im Laufe der letzten Woche). Zweitens ist die Bank of Canada die einzige Zentralbank unter denen der Industrieländer, die eine unmittelbare Reduzierung der Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft in Betracht zieht, was eine Aufwertung der lokalen Währung auslösen sollte. Der stellvertretende Gouverneur der Zentralbank erklärte, dass die Institution von Anfang April bis Mai bestimmte Programme zur Bereitstellung von Liquidität in den Finanzmärkten aussetzen oder unterbrechen wird. Die Zentralbank ist der Auffassung, dass es der Wirtschaft ausreichend gut geht. Das sollte sicherlich zu einer schrittweisen Rücknahme bestimmter Sofortmaßnahmen führen. Der Leitzins, der derzeit bei 0,25 % liegt, dürfte sich jedoch bis Ende 2022 auf diesem Niveau halten.
Starke Schwankungen beim Währungspaar Euro/australischer Dollar (EUR/AUD) im März im Bereich von fast 350 Pips. Der Rückgang des Euro ist in erster Linie auf die Verschlechterung der kurzfristigen wirtschaftlichen Aussichten für die Eurozone wegen der starken Ausbreitung von Covid-19 auf dem alten Kontinent zurückzuführen. Von offizieller Seite beließ die australische Zentralbank im März ihre Geldpolitik unverändert, der Leitzins hat einen historischen Tiefstand von 0,1 % erreicht. Die Mitglieder der Zentralbank haben unterstrichen, dass der Zinssatz auf diesem Niveau bleiben wird, solange die Inflation unter dem Ziel zwischen 2 % und 3 % liegt. Das heißt, dass wahrscheinlich der Zinssatz frühestens 2024 angehoben wird. Gleich vielen Industrieländern hat die australische Zentralbank auf Modus „Autopilot“ geschaltet.
Die Divergenz der kurzfristigen Wirtschaftsaussichten zwischen der Eurozone und China stellt nach wie vor eine der treibenden Kräfte für den Kursverfall des Euro dar. Im März ging das Währungspaar Euro/Yuan (EUR/CNH) im Monatsvergleich um rund 1,22 % zurück. Angesichts der unsicheren Wirtschaftsentwicklung in der Europäischen Union und wahrscheinlicher erhöhter Beschränkungen zur Bewältigung der dritten Welle der Pandemie scheint es klar zu sein, dass sich die Abwärtsbewegung des Euro in den kommenden Monaten höchstwahrscheinlich fortsetzen wird.
Das Währungspaar Euro/Forint (EUR/HUF) ist nahezu auf seinen Ausgangspunkt von Anfang März zurückgekehrt. Im Monatsvergleich zeigt sich das Paar quasi stabil. In der Sitzung der ungarischen Zentralbank kam es für Akteure im Devisenmarkt zu keinen Überraschungen. So verbleibt man beim Status Quo der Geldpolitik, auch wenn die Inflation im zweiten Quartal vorübergehend ansteigen dürfte (unter anderem aufgrund der Energierohstoffpreise). Nachdem sich die ungarische Regierung angesichts der sich ausbreitenden Pandemie ein wenig ungeordnet zeigte, führte sie nun eine relativ wirksame Impfkampagne ein. Diese hat sich in den letzten Wochen sichtbar beschleunigt, und das Land erweist sich nun als Klassenbester in der EU. Aus Sicht des Devisenmarkts rechnen wir ab sofort mit einer weiteren Stabilisierung des Währungspaares. Sollte sich die ungarische Währung gegenüber dem Euro abschwächen und die Inflation ein Niveau erreichen, das nicht mehr zu tolerieren ist, könnte die Zentralbank eine Anhebung der kurzfristigen Zinsen beschließen. Aber dieser Zeitpunkt ist noch nicht gekommen.
DATUM | WÄHRUNG | EREIGNIS |
---|---|---|
05/04 | USD |
ISM Einkaufsmanagerindex |
06/04 | AUD |
Sitzung der Zentralbank |
07/04 | HUF |
Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der Zentralbank |
09-11/04 | - - - |
Frühjahrssitzung der Weltbank und des IWF |
13/04 | EUR |
ZEW-Index zur Konjunkturerwartung in Deutschland |
16/04 | CNH |
Schätzung des chinesischen BIP für das erste Quartal |
16/04 | EUR |
Sitzung der Eurogruppe |
21/04 | CAD |
Sitzung der Zentralbank |
22/04 | EUR |
Sitzung der Zentralbank |
27/04 | JPY |
Sitzung der Zentralbank |
27/04 | HUF |
Sitzung der Zentralbank |
28/04 | USD |
Sitzung der Zentralbank |
30/04 | EUR |
Aktualisierung des Fitch-Ratings für deutsche Staatsanleihen |